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Post für Weihenstephan, doch das Unternehmen weigert sich, die 4.000 Briefe besorgter Verbraucher in Empfang zu nehmen. Stattdessen gibt's ein Hausverbot für die Überbringer von der Greenpeace-Gruppe München.
Thomas Einberger/argum/Greenpeace

Molkerei Weihenstephan blockiert Übergabe von Verbraucherpost

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Nicht jeder freut sich, wenn Greenpeace zu Besuch kommt. Die Unternehmensgruppe Theo Müller hat dafür erneut ein gutes Beispiel geliefert. Greenpeace-Aktivisten wollten der Geschäftsführung der Tochterfirma Weihenstephan am Montag 4.000 Briefe besorgter Verbraucher überreichen. Antwort des Mutterkonzerns: Annahme abgelehnt, Hausverbot für die Greenpeace-Aktivisten, fingierte Baustelle am Eingang, alle Flaggen mit Firmenwappen eingeholt. Ganz schön viel Aufwand, nur um nicht ins Bild zu geraten.

Die rund 4.000 Briefe stehen für tausende weitere Briefe, Postkarten und E-Mails, die in den letzten Monaten bei der Molkerei Weihenstephan eingetroffen sind. Alle kamen von Verbrauchern, die sich für eine Milcherzeugung ohne Gen-Pflanzen in den Futtertrögen einsetzen. Greenpeace hatte die Übergabe der 4.000 Schreiben in einem öffentlichen Brief angekündigt.

Um die Verbraucherpost trotz Blockadehaltung an die Molkerei zu bringen, bestellten die Aktivisten der Münchner Greenpeace-Gruppe schließlich einen Paketdienst. Doch auch aus dieser Hand waren die Briefe unerwünscht. Das Unternehmen verweigerte die Annahme. Nun werden die Schreiben per Post zu Weihenstephan nach Freising gehen.

Statt sich in ihrer Molkerei zu verschanzen, sollte Weihenstephan besser die Wünsche ihrer Kunden ernst nehmen und auf Gen-Futter verzichten, kritisiert Klaus Müller von der Greenpeace-Gruppe München. Die Firma verspielt ihre Glaubwürdigkeit, wenn sie weiter auf gentechnisch verändertes Tierfutter setzt. Gen-Futter passt weder mit Alpenidylle noch mit regionaler und naturnaher Milchproduktion zusammen.

Die meisten deutschen Milchkühe werden mit Gen-Mais oder Gen-Soja gefüttert. Gen-Mais produziert ein Insektengift und gefährdet auch nützliche und seltene Insektenarten. Gen-Soja wird vor allem aus Brasilien oder Argentinien importiert. Dort werden wertvolle Urwälder abgeholzt, um Flächen für die Monokulturen zu gewinnen. Damit die Soja gedeiht, kommen massenhaft Agrargifte zum Einsatz.

Repräsentative Umfragen belegen, dass die Mehrheit der Verbraucher in Deutschland Gentechnik im Essen ablehnt und sich auch beim Einkaufen von Milch an der Kennzeichnung ohne Gentechnik orientieren würde. Eine Umstellung der Produktion auf Milch ohne Gentechnik ist möglich. Andere Molkereien wie Campina mit der Marke Landliebe und Breisgaumilch machen es bereits vor.

Greenpeace bietet seit einigen Monaten eine Mitmachaktion für Verbraucher an: Der Cent macht's - Milch ohne Gentechnik. Mit ihrer Unterschrift fordern Verbraucher die Molkerei auf, endlich Milchprodukte ohne den Einsatz von Gen-Futter herzustellen und auch als gentechnikfrei zu kennzeichnen. Ein einziger Cent reicht aus, um die Tierfuttermehrkosten für einen Liter Milch ohne Gentechnik zu decken. Die Verbraucher zeigen damit ihre Bereitschaft, für echte Qualität auch mehr zu bezahlen.

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