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Sojaanbau und Besprühung des Bodens in der Nähe von Sinop. Greenpeace dokumentiert eine Reihe von geografischen Gebieten im Amazonasgebiet und untersucht die Auswirkungen der Abholzung auf verschiedene Aspekte des Waldlebens. Sie betrachten die Menschen, die natürliche Tierwelt und die Landschaft, die sich durch die Abholzung riesiger Flächen zur Deckung des landwirtschaftlichen Bedarfs drastisch verändert hat. Sojaplantagen sind die Hauptursache für die Abholzung in dieser Region.
© Greenpeace / Daniel Beltrá

Gen-Soja in Argentinien belastet Umwelt

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Durch die Ausweitung des Gen-Soja-Anbaus in Argentinien werden immer mehr Pestizide eingesetzt. Das ist ein Ergebnis der heute veröffentlichten Studie des renommierte US-Agrarwissenschaftler Dr. Charles Benbrook im Auftrag von Greenpeace.

Jahr für Jahr steigt in Argentinien die Sojaproduktion. Für den Exportschlager zahlt die Nation jedoch einen hohen Preis: Immer mehr Wälder werden gerodet und immer weniger Ackerland bleibt für die landeseigene Lebensmittelproduktion. Hinzu kommen die negativen Folgen des massiven Gen-Sojaanbaus - rund 99 Prozent der in Argentinien wachsenden Soja ist genmanipuliert: immer mehr Pestizid wird eingesetzt.

Für diesen Zustand ist das südamerikanische Land aber nicht allein verantwortlich: Denn die Hälfte des nach Europa importierten Sojaschrots stammt aus Argentinien. Hier wird es als Tierfutter in der Milch-, Fleisch- und Eierproduktion verwendet.

Europäische Produzenten von Milch, Fleisch und Eiern, die Soja an ihre Tiere verfüttern, profitieren von der ökologischen und sozialen Misere in Argentinien, sagt Carmen Ulmen, Gentechniksprecherin von Greenpeace. Statt auf Gen-Soja sollten sie auf gentechnikfreie Soja setzen, für deren Anbau zudem keine Wälder oder andere wertvolle Ökosysteme zerstört wurden. Milchvieh kann alternativ auch mit europäischem Raps gefüttert werden.

Anbaufläche für Soja wächst

Benbrook untersuchte in seiner Studie die massive Veränderung der Landnutzung in Argentinien. Die Anbaufläche - anfangs für konventionelle Soja - hat sich von 1996 bis 2004 auf 14,2 Millionen Hektar mehr als verdoppelt. Das entspricht der Fläche von Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen zusammen.

Seit 1996 wurden 2,37 Millionen Hektar Wälder und Savannen für Sojaanbau gerodet - eine Fläche so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. Dadurch entstanden 41 Prozent der neuen Soja-Anbauflächen. In den Wäldern lebende indigene Gemeinschaften werden vertrieben. Die Heimat von Jaguaren, Affen, Pumas und seltenen Vögeln wird zerstört.

Die weiteren 59 Prozent neuer Anbauflächen für Soja gewann man, indem zuvor als Weide- und Ackerflächen genutztes Land umgewidmet wurde. Die Folge: Die Eigenproduktion von Milch, Fleisch, Kartoffeln, Erbsen, Linsen und Bohnen ist seither rapide gesunken. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft wurde durch exportorientierte Großindustrie abgelöst. Mit der zunehmenden Abhängigkeit vom Soja-Export verliert das Land seine Nahrungsmittel-Souveränität, warnt Ulmen.

Verbrauch des Pflanzenvernichtungsmittel Glyphosat explodiert

Entgegen den Versprechen des US-Saatgutkonzerns Monsanto führt der Anbau von Gen-Soja zu einem verstärkten, nicht verminderten Einsatz von Pflanzenvernichtungsmitteln, sagt Ulmen. Laut der Studie von Benbrook hat sich im Anbaujahr 2003/04 der Gesamtverbrauch an Glyphosat auf Gen-Sojafeldern ver-56-facht. Dem Agro- und Chemiekonzern Monsanto kommt aber auch das nicht ungelegen: 2004 erwirtschaftete der Konzern 27,7 Prozent seines Gewinns allein mit dem Herbizid Glyphosat.

Die Roundup Ready-Gen-Soja von Monsanto überlebt das Spritzmittel Glyphosat (Handelsname Roundup), während alle anderen Pflanzen absterben sollen. Der jährliche Einsatz des gleichen Herbizids beschleunigt jedoch die Ausbreitung einzelner Wildpflanzen, die aufgrund zufälliger natürlicher Gegebenheiten gegen dieses Spritzmittel resistent sind. Diesen Effekt hat Benbrook auch in zahlreichen Studien für Gen-Soja in den USA nachgewiesen.

Update September 2012

Der US-Agrarwissenschaftler Charles Benbrook hat den großflächigen Anbau herbizidresistenter (HR) Gen-Pflanzen wiederholt untersucht. Seine Ergebnisse zeigen, dass der Anbau von Gen-Pflanzen in den USA zwischen 1996 und 2011 zu einem Mehreinsatz an Pestiziden von 183 Millionen Kilogramm geführt hat.

Symbolbild Maisfratze, August 2002

Der Anbau von Gen-Pflanzen hat zu keinerlei Ertragssteigerungen geführt, wohl aber zum Einsatz von mehr und giftigeren Pestiziden - mit ungewollten Nebenwirkungen für Umwelt und Landwirtschaft.

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