Barbara Kamradt, Gentechnik-Expertin von Greenpeace, ist überzeugt, dass das Siegel bei Produkten ohne Gentechnik (OG) neuen Schwung in das Angebot bringt. Es war zwar klasse, dass schon einige Firmen wie Campina/Landliebe, tegut, Stolle und Breisgaumilch ihre Produkte mit einem eigenen Siegel versehen haben. Doch das Potenzial für gentechnikfreie Nahrungsmittel ist viel größer. Das neue Siegel schafft Klarheit im Kennzeichnungs-Dschungel. Bisher konnte jeder Hersteller seine gentechnikfreien Produkte mit einem eigenen Logo versehen. Das einheitliche Kennzeichen ermöglicht jetzt einen höheren Wiedererkennungswert.
Damit stiegen, so Kamradt, die Absatzchancen für Produkte ohne Gentechnik. Damit hätten weitere Unternehmen einen Anreiz, aus der Verwendung von Gentechnik in der Produktion auszusteigen. Insbesondere der Lebensmittelhandel ist jetzt gefordert, dem Verbraucherwunsch nach gentechnikfreien Lebensmitteln nachzukommen. Selbst die neu eingeführten Premium-Eigenmarken wie 'Rewe Feine Welt', 'Deluxe' von Lidl oder 'Gourmet' von Aldi Süd gibt es bisher nur 'mit Gentechnik'.
Das neue Siegel ist auf freiwilliger Basis. Theoretisch kann jeder Hersteller weiter sein eigenes Siegel auf die Packung drucken. Doch haben alle Unternehmen, die heute ein eigenes ohne Gentechnik-Siegel vergeben, angekündigt, das neue Siegel zu übernehmen. Das führt zu mehr Sicherheit und weniger Verwirrung beim Verbraucher. Denn das vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) entwickelte Siegel ist als Marke geschützt. So wird es nur an Produkte vergeben, die garantiert ohne genmanipulierte Pflanzen hergestellt wurden. Das heißt, bei der Herstellung von Milch, Eiern und Fleisch durften keine Gen-Pflanzen verfüttert werden.
Das neue Kennzeichnungsgesetz wurde Anfang 2008 noch unter dem alten Minister Horst Seehofer verabschiedet. Kamradt: Man muss aber deutlich sagen, dass es die SPD war, die die Neufassung der 'ohne Gentechnik'-Regeln in der Koalition gegen den Willen der CDU durchgeboxt hat.