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Park(ing) Day: eine Frau breitet einen Kürbis, Kartoffeln und Tomaten auf einer Decke aus, wo sonst Autos parken.
© Michael Löwa / Greenpeace

Park(ing) Day: Greenpeace-Aktivisten verwandeln Auto-Parkplätze in Grünflächen

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Blumen statt Blech: Beim Park(ing) Day eroberten Aktivisten in 50 Städten die Straße zurück. Sie zeigen, was möglich ist, wenn Menschen statt Autos die Stadt prägen.

Es hätte klappen können. Doch beim Versuch, mit dem Kinderwagen zwischen den parkenden Autos durchzukommen, scheitert die junge Mutter an einer übersehenen Anhängerkupplung. Derweil hat der Radfahrer andere Sorgen: Zwischen Parkstreifen und Autoverkehr gestaltet sich der Versuch voranzukommen als Balanceakt: Auf beiden Seiten reiht sich Stoßstange an Stoßstange. In vielen Stadtteilen haben parkende Autos mehr Platz als spielende Kinder. Das Verhältnis haben Greenpeace-Aktivisten am vergangenen Wochenende in 50 Städten umgedreht – und aus Parkplätzen Platzparks gemacht.

In Göttingen repariert jemand auf der freigewordenen Fläche sein Fahrrad. Kürbis, Kartoffeln und Tomaten zeigen ein paar Meter weiter, was in urbanen Gärten wachsen könnte. In Köln streckt sich ein Aktivist – umgeben von Pflanzen – auf einem Liegestuhl aus. Naherholung im Wortsinn: in vielen Stadtteilen ein knappes Gut. Und ein begehrtes. Immer mehr Menschen leben in Städten, die Konkurrenz um den begrenzten öffentlichen Raum wächst. Parks, Sportplätze, breite Fuß- und Radwege. Für das, was Städte aufwertet und lebenswert macht, ist häufig kein Platz. Dabei weiß die Mehrheit der Menschen, wie sich das ändern lässt. 91 Prozent der Bundesbürger finden laut Umweltbundesamt, dass weniger Autos in Städten die Lebensqualität verbessern.

Zahl der Privatautos kann sich bis 2035 halbieren

Fünf mal zwei Meter beansprucht ein parkendes Auto. 23 Stunden am Tag – denn so lange steht es durchschnittlich ungenutzt herum. Bei 46 Millionen in Deutschland zugelassenen Autos wären das 460 Quadratkilometer, auf denen sich nahezu nichts bewegt – was für eine Verschwendung. „Autoverkehr ist, was Gesundheitsfolgen und Flächenverbrauch angeht, die rücksichtsloseste Form der Mobilität“, sagt Benjamin Stephan, Greenpeace-Experte für Mobilität.

Gesundheits- und klimaschädliche Abgase, Unfälle, Platz: Viele Gründe auf andere Mobilitätsformen zu setzen. Das kürzlich von Greenpeace veröffentlichten Mobilitätsszenario rechnet vor, dass eine Verkehrswende die Anzahl der Privatautos schon bis zum Jahr 2035 im Vergleich zu 2015 halbieren kann. Möglich ist das durch einen konsequenten Ausbau des Rad- und öffentlichen Nahverkehrs. Kopenhagen hat bereits vor Jahrzehnten umgesteuert. Wer in die dänische Hauptstadt reist, merkt den Unterschied: Viele Räder, weniger Autos und Lärm. Kopenhagen zählt zu den lebenswertesten Städten der Welt.

„Die Bundesregierung muss endlich in die Gänge kommen beim Umstieg auf umwelt- und lebensfreundlichere Verkehrsformen“, so Stephan. An Ideen, wie städtischer Raum genutzt werden kann, mangelt es jedenfalls nicht – das beweist der Park(ing) Day.

  • Park(ing) Day: Ein Mann in einem auf einem Rollrasen gestellten Liegestuhl

    Ruhe statt Lärm

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  • Park(ing) Day: Blumen grenzen einen Radweg in Köln von der Straße ab

    Radweg statt Straße

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