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Standbild aus dem Greenpeace-Atom-Spot 22.04.2009
Greenpeace

RWE und E.ON verwerfen Pläne

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Urprünglich hatten RWE und E.ON geplant, die Atomkraft in Großbritannien auszubauen. Dafür gründeten sie im Jahr 2009 das Joint-Venture Horizon Nuclear Power mit jeweils 50-prozentiger Beteiligung der beiden Konzerne. Geplant waren Atomkraftkapazitäten von 6.000 Megawatt mit einer erwarteten Investitionssumme von 16,7 Milliarden Euro. Dieser Plan wurde nun verworfen.

E.ON gab bekannt, dass sich das Unternehmen in Großbritannien nun auf Investitionen konzentrieren wolle, die sich schneller auszahlen. Dazu gehöre der Bau von Windkraft- und Biomasseanlagen. Diese Entscheidung macht deutlich, dass sich die Atomkraft schon allein aus wirtschaftlichen Gründen nicht lohnt. Hinzu kommen die hohe Unfallgefahr und das ungeklärte Atommüllproblem.

Investitionen in neue Atomkraftwerke sind risikoreich

RWE springt nicht zum ersten Mal ab. Auch beim geplanten bulgarischen AKW Belene - in einer Erdbebenregion gelegen - war RWE federführend. Und auch hier stieg das Unternehmen 2009 aus. Das Projekt wurde am 28. März 2012 endgültig begraben: Die bulgarische Regierung gab bekannt, dass in Belene statt eines AKW nun ein Gaskraftwerk entstehen soll. Auch das niederländische Neubauprojekt Borssele 2 wurde unter dem neuen RWE-Chef Peter Terium verworfen.

Eine Studie des englischen Think-Tanks Energy Fair kommt zu dem Schluss, dass Investitionen in den Bau neuer Atomkraftwerke ein hohes Risiko sind. Die Preise für Atomenergie steigen weiterhin, während sie für Erneuerbare Energien fallen. Außerdem sei die Atomkraft stark von Subventionen abhängig, die wiederum durch politische oder rechtliche Änderungen jederzeit wegfallen können, so die Studie weiter.

Aber auch an anderen Stellen sieht Energy Fair Risiken für Investoren. So würden häufig Bauzeiten und -kosten überschritten, und nach Reaktorunfällen sei es jederzeit möglich, dass Kraftwerke abgeschaltet werden - auch solche, die relativ neu oder sogar noch in der Bauphase sind. In der Vergangenheit gab es durchschnittlich alle elf Jahre einen solchen Atomunfall.

In Finnland hält E.ON bislang am geplanten AKW-Neubau fest

Trotz des Ausstiegs in Großbritannien hält E.ON an dem hoch umstrittenen Neubauprojekt in Pyhäjoki/Nordfinnland fest - ungeachtet der Atomkatastrophe von Fukushima, ungeachtet der Tatsache, dass immer mehr Firmen aus Atomkraftwerksprojekten aussteigen. Damit ist E.ON der letzte deutsche Energieversorger, der im Ausland ein neues Atomkraftwerk bauen will. Das Projekt bedroht nicht nur die Bevölkerung in Nordfinnland, sondern auch die Investoren und Kreditgeber des Konzerns.

Der Konzern ist mit 34 Prozent der größte Anteilseigner des Projekts. Ursprünglich waren vier bis sechs Milliarden Euro an Kosten vorgesehen. Inzwischen kosten vergleichbare Reaktoren aber rund acht Milliarden Euro. Warum E.ON unter diesen Umständen am geplanten Neubau in Finnland festhält, bleibt unverständlich, so Breuer. In England hat der Konzern offensichtlich verstanden, worum es bei der Energieversorgung der Zukunft geht.

Welche Folgen eine solch unbelehrbare Unternehmenspolitik auch für die Anteilseigner hat, lässt sich anhand der Kursentwicklung der E.ON-Aktien von März 2011 bis April 2012 verfolgen. In diesem Zeitraum hat das E.ON-Management durch eine falsche Unternehmenspolitik knapp zehn Milliarden Euro an Marktwert der E.ON-Aktie zerstört. Geändert hat sich dadurch nichts. Der Fall Finnland zeigt, dass die Verantwortlichen nichts dazugelernt haben, sagt Thomas Breuer, Leiter des Klima- und Energiebereichs bei Greenpeace. Sie bleiben bei ihrer hochriskanten Investitionsstrategie.

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