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09. Mai 2016: Greenpeace-Aktivisten protestieren bei Haidemühl in der Lausitz  gegen neue Tagebaue
© Clemens Wronski / Greenpeace

Riesige polnische Kohlegrube an der deutschen Grenze vorerst gestoppt

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Wer sich mit Google Earth auf eine Satellitenreise in die Lausitz begibt, sieht dort westlich der Neiße braune Mondlandschaften: Es sind Braunkohletagebaue wie Jänschwalde, die von Vattenfall in die Landschaft gefräst worden sind. Östlich der Neiße, im Süden der polnischen Grenzstadt Gubin, sind Felder, Wälder und Wiesen zu sehen. Eine Naturidylle, die bis vor kurzem akut bedroht war, denn die polnische Regierung plant dort den gigantischen Tagebau Gubin-Brody.  

Medienberichten zufolge hat die zuständige polnische Regionaldirektion für Umweltschutz das Genehmigungsverfahren für den geplanten Tagebau nun ausgesetzt. Die eingereichten Unterlagen und Prüfungen zur Umweltverträglichkeit seien unvollständig. Der Investor, der halbstaatliche Energiekonzern PGE (Polska Grupa Energetyczna), hat jetzt drei Jahre Zeit, um nachzubessern. 

100 Quadratkilometer Landschaft zu Wüste 

Gehen die Pläne der polnischen Regierung auf, ist Gubin-Brody verloren. Auf gut 100 Quadratkilometern soll dort ein riesiger neuer Tagebau entstehen. PGE will von 2030 bis 2078 jährlich rund 17 Millionen Tonnen Braunkohle abbauen – fast das Doppelte dessen, was Vattenfall einen symbolischen Steinwurf entfernt im Tagebau Jänschwalde abbaggert. Ein ebenfalls geplantes neues Braunkohlekraftwerk mit mehr als 2500 Megawatt Leistung soll die Kohle verstromen. Für den Klimaschutz wäre der Bau eine Katastrophe.: Knapp 20 Millionen Tonnen zusätzlichen CO2s würden hier pro Jahr die Atmosphäre geblasen.

In der deutschen Lausitz hat der Klimaschutz gerade einen herben Rückschlag erlitten. Statt auf die Beschlüsse des Pariser Klimaabkommens zu reagieren und die Braunkohle im Boden zu lassen, hat der schwedische Energiekonzern Vattenfall sich entschlossen, sein Braunkohlegeschäft an einen ebenso rücksichtslosen wie dubiosen tschechischen Investor zu verkaufen. Nun gibt die Nachricht aus Polen Klimaschützern Hoffnung.

Polens Pläne verderben das Klima

Die EU-Richtlinie zur strategischen Umweltprüfung fordert, dass Pläne mit grenzüberschreitenden Auswirkungen auch im Nachbarland öffentlich ausgelegt werden. Gegen das umwelt- und klimaschädliche Mammutvorhaben von PGE gingen bis Januar 2016 mehr als 1000 Einwendungen von Gemeinden beiderseits der Grenze und von Umweltverbänden ein.

Deutsche Anwohner in dem schmalen Grenzstreifen, schon jetzt bedrängt vom Vattenfall-Tagebau, wären in Zukunft eingekeilt zwischen zwei Revieren – mit allen fatalen Folgen: weiterer Grundwasserabsenkung, Gebäudeschäden durch den Bergbau, Kohlestaub und Gewässerverschmutzung. Auf polnischer Seite kämen die drohenden Umsiedlungen hinzu. Rund 2000 Menschen müssten dem Tagebau weichen. 

Hoffnung auf die Wende 

Greenpeace hat den Protest auf beiden Seiten der Grenze tatkräftig unterstützt. Die gemeinnützige Umweltstiftung Greenpeace rief zudem das Projekt Gubin Lighthouse ins Leben. Als Alternative zum Kohlestrom sollen 20 bis 30 Solar- und Windkraftanlagen in der Region Gubin-Brody errichtet werden. Mit der Finanzierung einer 5,2-Kilowatt-Solaranlage auf dem Dach einer Schule in Brody legt die Stiftung dafür den Grundstein. 

Die Entscheidung der Regionaldirektion lässt hoffen, dass dieser Grundstein auch zum Baustein innerhalb einer größeren Energiewende werden könnte. 

  • "Zukunft statt Braunkohle", fordern Klimaschützer bei einer deutsch-polnischen Menschenkette im August 2014. Hinter ihnen das Kohlekraft Jänschwalde mit dazugehörigem Tagebau.

    Blick auf die Vergangenheit

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  • 23. August 2014: Eine Menschenkette aus polnischen und deutschen Klimaschützern überquert die Neiße bei Kerkwitz

    Grenzüberschreitender Protest

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  • August 2014: Anti-Kohleprotest bei Polens Premierminister in Warschau

    Warschau 2014

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  • 2014: Greenpeace-Aktivisten errichten Solarpaneele auf einer Schule im polnischen Gubin-Brody

    So geht Energiewende

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