1955
Hohe Verstrahlung von 251 Arbeitern bei einer Reparaturarbeit.
1957
In einem Plutoniumproduktionsreaktor fängt der Reaktorkern Feuer. Der Brand kann erst nach mehreren Tagen unter Kontrolle gebracht werden. Dies war der schwerste Atomunfall vor Tschernobyl. Die radioaktive Wolke reichte bis in die Schweiz. Die Regierung informierte die Bevölkerung nicht über den Unfall. Niemand wurde evakuiert, obwohl die Menschen in der Umgebung das Zehnfache ihrer Lebens(!)-Dosis an Strahlung erhielten. Nach offiziellen Schätzungen gab es durch diesen Unfall 33 Tote und mehr als 200 Fälle von Schilddrüsenkrebs - die tatsächlichen Zahlen dürften jedoch weitaus höher liegen.
1969
Plutonium gelangt aus der Wiederaufarbeitungsanlage in die Umwelt.
1973
Bei einer Explosion werden 35 Arbeiter verseucht. Der betroffene Anlagenteil muss stillgelegt werden.
1976
Aus einem Leck treten täglich 450 Liter radioaktive Flüssigkeit aus. Es kann jahrelang nicht abgedichtet werden.
1979
Ein anderes Leck wird entdeckt, aus dem im Laufe von zwei Jahren radioaktive Stoffe mit einer Strahlung von rund 100.000 Curie ausgetreten sind.
1981
Radioaktives Jod gelangt in die Umgebung, weil nicht ausreichend abgekühlte Brennelemente verarbeitet wurden. Die Milch in der Umgebung wird verseucht.
1983
Radioaktive Lösungsmittel und Chemikalien werden bedenkenlos in die Irische See geleitet. Weite Strandabschnitte müssen gesperrt werden. Die Betreiberfirma British Nuclear Fuels (BNFL) wird Jahre später zu 10.000 Pfund Geldstrafe verurteilt - wegen Verletzung der Informationspflicht!
1986
Eine Serie von Unfällen ereignet sich. Irrtümlich gelangen dabei u.a. 250 Kilogramm Uran ins Meer. Plutonium entweicht in die Atmosphäre. Elf Personen werden verstrahlt.
1988
Ein Labor wird mit Plutonium verseucht, das Personal evakuiert.
1991
Die Abschirmtür der Verglasungsanlage versagt. Es handelt sich um einen schweren Zusammenbruch des Sicherheitssystems. Wenn zu diesem Zeitpunkt hochradioaktiver Abfall verglast worden wäre, hätten die Arbeiter innerhalb von Sekunden eine tödliche Strahlendosis bekommen.
1993
Unfallserie: Radioaktivität gelangt in die Umwelt - die Wiederaufarbeitungsanlage muss zum Teil evakuiert werden. Plutoniumverseuchte Flüssigkeit läuft aus. Ein Arbeiter erhält eine Strahlendosis über dem Jahresgrenzwert. Aus einem Fass im Abfalllager läuft eine mit Alpha-Strahlern verseuchte Flüssigkeit aus.
1995
Ein Arbeiter in der Verglasungsanlage wird stark verstrahlt.
1997
Sechs Arbeiter werden bei Umbauarbeiten in der Wiederaufarbeitungsanlage verstrahlt. Durch ein kaputtes Ventil gelangen radioaktive Stoffe ins Freie und werden vom Regen auf die Straße gespült.
1999
Anfang des Jahres kommt es zu einer Häufung von Unfällen. Ein Arbeiter in der Verglasungsanlage erhält auf einen Schlag eine Strahlendosis über dem Jahresgrenzwert, weil an seinem Arbeitsplatz eine starke Verseuchung aufgetreten ist. Auch in einem anderen Anlagenteil werden radioaktiv verseuchte Stellen entdeckt. Die britische Atomaufsicht leitet eine grundsätzliche Überprüfung der Sicherheitsstandards in Sellafield ein. Im September 1999 wird bekannt, dass in der MOX-Fabrik Arbeiter in der Qualitätssicherung Daten fälschen. Nachweislich wurden Sicherheitspapiere für japanische MOX-Brennelemente gefälscht und Sicherheitskontrollen nicht durchgeführt. Die Atomaufsicht muss eine zweite Untersuchung beginnen.
2000
Es wird bekannt, dass nicht nur die Sicherheitspapiere für japanische, sondern auch für deutsche MOX-Brennelemente in Sellafield gefälscht wurden. Bundesumweltminister Trittin verhängt daraufhin einen Import-Stop für MOX-Brennelemente aus Sellafield. Bereits angeliefertes Material muss aus dem AKW Unterweser entfernt werden. Die britische Atomaufsicht kommt in ihren Berichten zu einem wenig überraschenden Ergebnis: Sie bescheinigt BNFL eine mangelhafte Sicherheitskultur. Es gibt in Sellafield keine ausreichende interne Kontrolle, die garantiert, dass Sicherheitsstandards auch eingehalten werden.
2001
Im Januar setzt in den Lagertanks für hochaktive Lösungen die Lüftung aus. In den Tanks bildet sich explosiver Wasserstoff. Die Betriebsmannschaft reagiert zweieinhalb Stunden lang nicht auf das Alarmsignal.
2005
Bei der Inventarisierung des radioaktiven Materials fällt auf, dass 29,6 Kilogramm Plutonium fehlen. Im selben Jahr läuft hochradioaktive Flüssigkeit über Monate in eine Stahlkammer. Die Warnanzeige wird ignoriert.