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Die Textilindustrie verschmutzt die Gewässer in China
Lu Guang / Greenpeace

Giftige Abwässer von Textilfabriken werden in Südchina direkt ins Meer geleitet

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Das Ergebnis hat Greenpeace in dem neuen Report A Little Story A Monstrous Mess veröffentlicht: Im Wasser finden sich giftige Chemikalien wie Nonylphenol, Antimon oder Chlorbenzole. Die ansässigen Firmen scheren sich nicht um Umweltstandards. Und die Kläranlagen können das giftige Wasser nicht vollständig säubern.

Die Vergiftung des Wassers in Shishi ist nur die Spitze des Eisbergs. "Das ist kein Einzelfall", sagt Lee Chih An, Kampaignerin von Greenpeace Ostasien. "Von 435 registrierten Abfluss-Stationen in China hielten sich 2012 zwei Drittel nicht an Umweltstandards. Und jede Vierte ignoriert sie einfach ganz."

Dass sich entlang der Küste Kläranlagen angesiedelt haben, rettet die Küstenregion also nicht, denn gesundheitsgefährdende Chemikalien im Abwasser können im behandelten Wasser enthalten bleiben, und zwar in beträchtlicher Konzentration. Sobald dieses Wasser ins Meer geleitet wird, sammeln sich verunreinigende Stoffe im Sediment an und beeinträchtigen das aquatische Leben – für China bedeutet das ein ernstes Problem von Küstenverschmutzung.

Für unsere Kinder nur das Beste? Nicht bei dieser Kleidung aus China

Shishi in der Provinz Fujian ist eines der größten Zentren Chinas für die Fertigung von Kinderkleidung. Hier werden, zusammen mit den Fabriken der Stadt Zhili in der Zhejiang Provinz, 40 Prozent aller Kinderklamotten in China produziert. Die Kleidung wird in die ganze Welt exportiert, auch nach Europa. Um herauszufinden, wie stark die Kinderkleidung mit Chemikalien belastet ist, hat Greenpeace 85 Kinderbekleidungsstücke in unabhängige Labore geschickt.

Auch hier sind die Ergebnisse alarmierend: Mehr als die Hälfte der Kleidungsstücke enthalten die hormonell wirksamen Nonylphenolethoxylate (NPE). Neun von zehn Kleidungsstücken aus Polyester enthielten Antimon, die Allergien hervorrufen und möglicherweise krebserregend sind. Weichmacher (Phthalate) kamen in besonders hoher Konzentration in zwei Kleidungsstücken vor – Phthalate können die Entwicklung von Geschlechtsorganen hemmen.

"Die Textilproduktion in China wächst mit Zuwachsraten von etwa 30 Prozent. Die chinesische Regierung kommt mit der Regulierung der Chemikalien überhaupt nicht hinterher. Das beste Beispiel sind Chemikalien mit gefährlichen Eigenschaften, die wir in den Kinderklamotten gefunden haben: Keine der drei Substanzgruppen ist für den Einsatz in Kinderkleidung ausreichend reguliert", sagt Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace.

Regierung muss jetzt handeln

Die Textilindustrie ist für ihre chemikalien-intensive Produktionsweise bekannt. Bis heute gibt es aber kein wirkungsvolles Regulierungssystem,mit der der Einsatz und die Ableitung gefährlicher Chemikalien an den Fabrikstandorten strikt überwacht werden kann.

Detox: Die Textilfirmen müssen entgiften

Greenpeace fordert mit seiner globalen Detox-Kampagne die international führenden Modemarken auf, ihre Textilproduktion zu entgiften – und so zu einer giftfreien Zukunft beizutragen. Durch die Unterstützung von Millionen Menschen ist es gelungen, 18 Marken auf eine saubere Textilproduktion zu verpflichten. Firmen wie Zara oder Mango setzen bereits erste Schritte um: Sie veröffentlichen Abwasserdaten und bereiten den Ausstieg aus gefährlichen Chemikalien vor. "Andere Firmen wie Adidas dagegen tun bislang zu wenig, um ihre Detox-Verpflichtung umzusetzen und verstecken sich hinter Papierversprechen", sagt Santen.

Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

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