Jetzt spenden
Probenentnahme aus der westungarischen Aluminiumfabrik Ajkai im Januar 2011
Bernd Schaudinnus / Greenpeace

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Erst im Oktober 2010 hatte die Fabrik der MAL AG für die größte Umweltkatastrophe in Ungarn seit Jahrzehnten gesorgt. 700.000 Kubikmeter ätzender Rotschlamm entwichen aus einem geborstenen Rückhaltebecken, verseuchten tausende Hektar Ackerland, 100 Kilometer Flusslauf und zwei Ortschaften. Das Unglück forderte zehn Todesopfer. Rund 150 Verletzte mussten in Krankenhäusern behandelt werden.

Nur vier Monate später deckt Greenpeace nun auf, dass die Fabrik ihre Abwässer seit geraumer Zeit ungeklärt in die Umwelt ableitet. Greenpeace-Aktivisten hatten Gewässerproben entnommen und vom Umweltbundesamt Wien analysieren lassen. Dabei ergaben sich massive Grenzwertüberschreitungen vor allem bei Arsen, Aluminium und organischem Kohlenstoff.

Die Chemiker des Umweltbundesamtes stellten 1300 Mikrogramm Arsen pro Liter fest. Zum Vergleich: In Österreich und in Deutschland liegt der Abwassergrenzwert bei hundert Mikrogramm. Arsen ist für Pflanzen und Tiere giftig, kann sich insbesondere in Wirbellosen anreichern und beim Menschen nervenschädigend wirken.

{image}Der Aluminiumwert liegt mit 200.000 Mikrogramm pro Liter sogar hundertfach über dem österreichischen Grenzwert von 2000 Mikrogramm. Aluminium wirkt in Flüssen stark fischgiftig. Die Menge an organischem Kohlenstoff überschreitet mit 130 Milligramm pro Liter den Grenzwert um ein Fünffaches. Die Belastung mit organischem Kohlenstoff ist problematisch, weil dadurch der Sauerstoffgehalt in den Flüssen herabgesetzt wird und so die Selbstreinigungskraft des Wassers verloren gehen kann.

Mutmaßlicher Grund für das skrupellose Vorgehen des Aluminiumoxid-Produzenten ist die fehlende Lagerungskapazität für den anfallenden Rotschlamm. Das geborstene Becken konnte bis heute nicht repariert werden und das viel kleinere Ersatzbecken wird demnächst voll sein.

Uns ärgert besonders, dass die ungarische Regierung dieses Umweltverbrechen legalisiert hat, denn offiziell wurde ein Katastrophenschutzgesetz aktiviert, das Umweltvorschriften aufhebt, kritisiert Szolt Szegfalvi, Leiter des ungarischen Greenpeace-Büros. Er fordert die EU-Kommission auf, umgehend bei der ungarischen Regierung zu intervenieren und diese Gefährdung von Mensch, Tier und Natur zu beenden.

  • Probenentnahme aus der westungarischen Aluminiumfabrik Ajkai im Januar 2011

    Aktivist entnimmt Proben

    Überspringe die Bildergalerie
  • Unfall einer westungarischen Aluminiumfabrik Ajkai führt zu Giftschlammlawine im Januar 2011

    Folgen des Giftschlamms

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .
  • 04.04.2024

Eine historische Chance: Die UN-Verhandlungen über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung gehen weiter.

mehr erfahren
Aktivist:innen vorm Bundeskanzleramt
  • 15.03.2024

Das europäische Lieferkettengesetz wurde beschlossen, auch trotz der Enthaltung Deutschlands. Die EU hat damit gezeigt: Menschenrechte und Klimaschutz sind wichtiger als Profite von Unternehmen.

mehr erfahren
Aktive sitzen auf einem einem 3,5 Meter hohen und 12 Meter breiten Textilmüll-Berg  vor dem Brandenburger Tor, auf dem Banner steht "Fast Fashion: Kleider machen Müll".
  • 05.02.2024

Aussortierte Kleidung landet in großem Stil in Afrika – und wird dort zum Plastikmüllproblem. Eine Greenpeace-Recherche zeigt das Ausmaß, Aktive protestieren gegen Fast Fashion auf der Fashion Week.

mehr erfahren
Protest am Amazon-Logistikzentrum Winsen bei Hamburg
  • 11.12.2023

Fabrikneue Ware oder Retouren einfach zerstören? Exzess der Überproduktion und wahnsinnige Ressourcenvergeudung. Wir konnten ein Vernichtungsverbot für unverkaufte Kleidung erreichen.

mehr erfahren
Greenpeace Aktive halten beim Make Something Day in Berlin Hände mit "Ressourcenschutz fürs Klima" hoch
  • 13.11.2023

Während der Handel in der Vorweihnachtszeit mit Rabattschlachten zum Massenkonsum ruft, treffen sich vom 19. bis 27. 11. Menschen, die auf Reparieren, Selbermachen, Tauschen setzen statt auf Kaufen.

mehr erfahren
Frau mit Kleid vor Spiegel bei Kleidertauschbörse
  • 30.08.2023

Wir ertrinken in Konsumprodukten, die wir nicht brauchen – weniger wäre oft mehr. Hier sind zehn Tipps, wie man im immer schnelleren Verwertungskreislauf auf die Bremse tritt.

mehr erfahren