Jetzt spenden
nuclear power plant Biblis
Martin Storz/GRAFFITI

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Der Betreiberkonzern RWE hatte beantragt, so genannte Reststrommengen des 1988 stillgelegten Werkes Mülheim-Kärlich auf das Kraftwerk Biblis A in Hessen zu übertragen. Hierbei ging es um eine eine Strommenge von 30 Milliarden Kilowattstunden. Das Bundesumweltministerium lehnte den Antrag mit Bescheid vom 18. Mai 2007 ab. Der hessische Verwaltungsgerichtshof hat nun mit seiner heutigen Entscheidung diese Auffassung bestätigt.

Zurecht, denn im Atomgesetz ist zu den Strommengen von Mühlheim-Kärlich ausgeführt: Die für das Kernkraftwerk Mühlheim-Kärlich aufgeführte Elektrizitätsmenge von 107,25 TWh kann auf die Kernkraftwerke Emsland, Neckarwestheim 2, Isar 2, Brokdorf, Gundremmingen B und C sowie bis zu einer Elektrizitätsmenge von 21,45 TWh auf das Kernkraftwerk Biblis B übertragen werden. Der Reaktor Biblis A steht demnach nicht auf dieser Liste.

Der durchsichtige Versuch des Energiekonzerns RWE, das Atomgesetz auszuhebeln, ist heute klar gescheitert, sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. Die Entscheidung ist aber nicht nur nach dem gültigen Atomgesetz richtig. Sie entspricht auch dem desolaten Sicherheitszustand des Pannenreaktors.

Biblis A war 1974 ans Netz gegangen und ist der älterste und vielleicht gefährlichste Atomreaktor in Deutschland. Der schlechte Zustand zeigt sich auch an seiner Bilanz: 2007 erzeugte er keine einzige Kilowattstunde Strom, weil tausende Dübel falsch eingebaut waren. Die Spezialdübel sollten Rohrleitungen gegen Erdbeben sichern und waren 2001 nicht korrekt in den Wänden verankert worden.

Die ungeplanten Stillstandszeiten von Biblis A und B sowie die immer wieder falsch angekündigten Wiederinbetriebnahmen von Krümmel und Brunsbüttel zeigen zudem die Unzuverlässigkeit der alten Atomreaktoren. Sie stellen damit auch ein Versorgungsrisiko dar.

Welche Ausmaße dies annehmen kann, wurde am Dienstag im US-Staat Florida deutlich: Bis zu drei Millionen Menschen waren stundenlang ohne Strom, nachdem sich ein Atomkraftwerk plötzlich abgeschaltet hatte.

Unterdessen rührt RWE-Chef Jürgen Großmann eifrig die Strom-Werbetrommel und warnt vor Engpässen bei der Energieversorgung in diesem Sommer. In ganz Europa würde Strom knapp werden, weil Kraftwerke fehlten. In alt bekannter Weise forderte Großmann den Bau neuer Kraftwerke und einen breiten Energiemix, der Braunkohle und Kernenergie einschließt.

Doch es gibt durchaus andere Alternativen. Die erneuerbaren Energien in Deutschland haben im Jahr 2007 mehr Strom produziert als alle 23 Atomkraftwerke in Großbritanien in 2005 sagt Heinz Smital. Man wird sich entscheiden müssen, ob man auf eine Energiewende mit kraftvollen erneuerbaren Energien setzt, oder ob man durch falsche Versprechungen der Atomindustrie den richtigen Weg blockiert.

Risiko Restlaufzeit - Zusammenfassung

Risiko Restlaufzeit - Zusammenfassung

7 | DIN A5

98.45 KB

Herunterladen

Jetzt mitmachen

Du willst Teil der Energiewende sein?

Menschen stellen die Energiewende dar - von der Atomkraft zur Windkraft 15.04.2011

Dann besuche in unserer Mitmach-Community Greenwire die Energiewende-Themengruppe und tausche dich mit Anderen aus, finde weitere Mitmachangebote und erfahre mehr über unsere Kampagnen.

Hier lang zur Themengruppe-Energiewende

Themengruppe auf

Menschen stellen die Energiewende dar - von der Atomkraft zur Windkraft 15.04.2011

Mehr zum Thema

Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht
  • 28.03.2024

Auch wenn vielerorts eine “Renaissance der Atomkraft” herbeigeredet wird, die Fakten sprechen dagegen: Atomenergie ist in Deutschland am Ende, im Rest Europas und weltweit auf dem absteigenden Ast.

mehr erfahren
Karte der Region Fukushima in Japan, die die Ausbreitung der Strahlung nach der Atomkatastrophe im März 2011 im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi zeigt.
  • 11.03.2024

Der 11. März 2011 versetzte Japan in einen Ausnahmezustand, der bis heute anhält. Die dreifache Katastrophe von Erdbeben, Tsunami-Flutwelle und Super-GAU traf das Land bis ins Mark.

mehr erfahren
Projektion zum Atomausstieg am AKW Isar 2
  • 05.03.2024

Atomkraft ist nicht nur riskant, sondern auch keine Lösung für die Energiekrise. Am 15. April 2023 wurden die deutschen Atomkraftwerke darum abgeschaltet, endgültig.

mehr erfahren
Balloons on the 'Plein' at The Hague
  • 12.12.2023

Ein technologischer Meilenstein, aber kein Modell für die Zukunft: Warum der gelungene Versuch der Kernfusion nicht die Probleme der Gegenwart löst.

mehr erfahren
Dunkle Wolken über Fukushima
  • 24.08.2023

Mit bewussten Fehleinschätzungen wird der Plan gerechtfertigt, mehr als eine Million Tonnen radioaktives Wasser aus Fukushima ins Meer abzulassen. Greenpeace entkräftet diese Halbwahrheiten.

mehr erfahren
The Nuclear Crisis at the Fukushima Daiichi Nuclear Plant Continues
  • 14.06.2023

Seit der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 hat Greenpeace zahlreiche Studien durchgeführt. Alle Publikationen sind hier aufgelistet.

mehr erfahren