Greenpeace-Kampagne und Verbraucherproteste brachten Ölkonzern zum Umlenken
Vor zehn Jahren wurde die Versenkung der Brent Spar gestoppt
Die Brent-Spar-Kampagne gilt heute als ein Höhepunkt der internationalen Umweltbewegung: Der Protest von Verbrauchern führte dazu, dass ein Konzern seine Entscheidung änderte. Mittlerweile wird genau beobachtet, wie die Industrie ihre ökologische und soziale Verantwortung wahrnimmt. "Konzerne gehen jetzt meist souveräner mit Verbraucherprotesten um. Einige reagieren sofort, aber oft ist das Bekenntnis zur Umweltverantwortung nur eine PR-Masche", sagt Greenpeace-Ölexperte Karsten Smid. "Besonders die global agierenden Ölkonzerne müssen ihre ökologische und soziale Verantwortung stärker wahrnehmen."
Für Greenpeace wurde der Kampagnen-Erfolg durch einen eigenen Fehler beeinträchtigt: Kurz vor Ende der Kampagne gaben die Umweltschützer eine falsche Schätzung über die Restmenge an Öl auf der Brent Spar heraus. Der Vorwurf, die Kampagne hätte auf falschen Mengenangaben basiert, ist allerdings falsch. Von Anfang an hat Greenpeace wochenlang mit korrekten Zahlen gearbeitet, die aus Shell-Dokumenten stammten.
Der eigentliche Erfolg der Kampagne kam drei Jahre später. 1998 konnte Greenpeace ein generelles Versenkungsverbot für die etwa 500 Plattformen im Nordost-Atlantik durchsetzen, zu dem auch die Nordsee zählt. Die Entsorgungsbranche kann heute selbst schwere Konstruktionen an Land verschrotten, wie demnächst die BP-Plattform North-West-Hutton mit einem Gewicht von 37.000 Tonnen. Ab 2010 wird mit jährlich 20 ausgemusterten Plattformen gerechnet, um die Abwrackung an Land entwickelt sich ein neuer Industriezweig.
"Wir dürfen uns vom großen Erfolg der Brent-Spar-Kampagne nicht blenden lassen", sagt Karsten Smid. "Zwar betrachtet die Konzernführung von Shell die Brent Spar heute als Weckruf, aber richtig wach ist sie noch nicht. Noch immer verschmutzt die tägliche Ölförderung die Nordsee erheblich. Zudem will Shell eine umstrittene Plattform vor der Küste Sachalins durchsetzen, die die letzten dort lebenden Grauwale bedroht. Der Ölkonzern muss sich stärker ändern als er glaubt, er muss die Pläne für diese Plattform aufgeben."
Walforscher kamen zu dem alarmierenden Ergebnis, dass Lärm und Ölverschmutzung die Meeressäuger vor Sachalin gefährden, sie kommen nicht zur Ruhe und magern ab. Zudem werden die Grauwale bei der Fortpflanzung gestört. Die Westpazifischen Grauwale gehören zu den am stärksten bedrohten Walbeständen der Weltmeere.