Hamburg, 5. Juni 2015 – Am Montag, 8. Juni, ist Internationaler Welttag der Meere; die UN legt in diesem Jahr den Schwerpunkt auf die Meeresverschmutzung durch Plastik. Und auch zum kommenden G7-Gipfel hat die Bundesregierung das Thema auf die Agenda gesetzt. Eine Kurzanalyse von Dr. Sandra Schöttner, Greenpeace-Meeresexpertin:
Ob als unsichtbares Mikroplastik oder riesige Geisternetze – Plastikmüll im Meer ist ein globales Umweltproblem. Allein von Land aus gelangen jährlich bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikabfälle in die Ozeane. Unsere Meere verkommen zum Plastikendlager. Nicht nur für zahlreiche Meerestiere birgt das Gefahren. Spätestens über die Nahrungskette landen Kunststoffpartikel samt Giftfracht wieder beim Verursacher.
Plastiktüten sind das klassische Symbol für die Vermüllung der Meere. Und doch bleibt der schnelle Griff zur Einwegtüte für viele noch immer normal – an der Kasse und besonders am Obst- und Gemüseregal. Die Politik hat das Problem erkannt, doch bei der konsequenten gesetzlichen Lösung hapert es. Die EU verlangt, den Jahresverbrauch bis 2025 auf unter 40 Tüten pro Kopf zu reduzieren. Ambitioniert ist das nicht. Und die Bundesregierung? Setzt blauäugig auf eine freiwillige Verpflichtung von Handel und Verbraucher. Dabei macht Irland vor, wie es geht: Dort hat man binnen weniger Monate den Jahresverbrauch pro Kopf um 95 Prozent von 328 auf 18 Plastiktüten gesenkt. Ganz einfach: mit 44 Cent Abgabegebühr.
Mikroplastik verschmutzt als unsichtbare Gefahr unsere Flüsse, Seen und Ozeane. Schuld sind vor allem Gegenstände des Alltags: Kosmetika, Reinigungsmittel, Kunstfasertextilien, Autoreifen, Flaschen, Verpackungen und Tüten. Oft gelangen die winzigen Teilchen über unsere Haushaltsabwässer in die Umwelt. So werden zum Beispiel aus einem einzigen Fleece-Pullover pro Waschgang über 1.900 Fasern herausgeschwemmt. Das Problem: Mikroplastik ist nicht nur ein Fremdkörper mit giftigen Zusatzstoffen. An den Partikeln sammeln sich zudem Umweltschadstoffe, teils in sehr hoher Konzentration. In Plankton, Muscheln, Garnelen und Fischen wurde Mikroplastik bereits nachgewiesen. So landen die künstlichen Teilchen samt giftiger Fracht unter Umständen wieder auf unserem Teller. Mit Lösungen können bisher weder Politik, Wirtschaft noch Forschung aufwarten.
Geisternetze und andere Fischereirückstände machen circa zehn Prozent des Plastikmülls im Meer aus. Die treibenden Netze werden zu tödlichen Fallen für die Meeresbewohner – darunter Fische, Schildkröten und Wale. Hauptverursacher ist die Fischerei. Kunststoff-Stellnetze zum Beispiel, die in über 1.000 Meter Tiefe ausgebracht werden, gehen leicht verloren. Und die Entsorgung von ausgedientem Fanggerät an Land kostet. Kein Wunder also, dass das eine oder andere Netz klammheimlich unter Wasser entsorgt wird. Hier fehlt es klar an einer gesetzlichen Regelung. Werden die Netze zum Beispiel verbindlich mit Ortungssendern versehen, können sie auch später gefunden und geborgen werden.
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