Bundesregierung soll Anbau in Deutschland verbieten
Greenpeace: Leuchtender Protest gegen Gen-Kartoffel
"Verbraucher, Landwirte und Lebensmittelhersteller wollen die Gen-Kartoffel nicht. Sie birgt erhebliche Risiken, ist gesellschaftlich unerwünscht, technisch veraltet und völlig überflüssig", sagt Martin Hofstetter, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Es ist nicht verständlich, warum die Bundesregierung ihre Glaubwürdigkeit ausgerechnet mit so einem zweifelhaften Projekt wie der Amflora gefährdet. Sie sollte die Interessen der Bürger vertreten und nicht diejenigen der BASF. Die Regierung muss den Anbau der Kartoffel verbieten."
Nach einer Anfang Januar veröffentlichten Emnid-Umfrage im Auftrag von Greenpeace befürworten 77 Prozent der Bevölkerung ein Verbot der Gen-Kartoffel. "Union und FDP sollten sich klar machen, dass auch ihre Wähler Gentechnik auf dem Acker und auf dem Teller ablehnen", erklärt Hofstetter.
Die Gen-Kartoffel des BASF-Konzerns ist die erste Gen-Pflanze, die seit 1998 zugelassen wurde. Sie darf nicht nur angebaut und technisch verwertet, sondern auch für die Tierfütterung und - bis zu einem Verschmutzungsgrad von 0,9 Prozent - für Lebensmittel verwendet werden. Amflora produziert besonders viel Stärke in Form von Amylopektin, eine Substanz, die als Rohstoff für technische Produkte wie Kleister, Papier und Beton benötigt wird. Bei der gentechnischen Manipulation wurden der Gen-Knolle zusätzlich Antibiotika-Resistenz-Gene eingebaut. Wissenschaftler schließen nicht aus, dass dadurch Resistenzen auf Bakterien übertragen werden können und damit die Wirksamkeit von Antibiotika verringert wird. Die betroffenen Antibiotika sind laut Weltgesundheitsorganisation besonders wichtige Mittel zur Behandlung von multiresistenter Tuberkolose.
"Die Behauptung der Regierung, die Gen-Kartoffel werde nicht in die Nahrung gelangen, ist unglaubwürdig. Wo Genpflanzen angebaut werden, tauchen sie über kurz oder lang auch in Lebensmitteln auf. BASF weiß das und hat deshalb umfassende Zulassungen auch für Lebensmittel beantragt", erklärt Hofstetter.
Die Kartoffel soll in diesem Jahr in Deutschland auf einer kleinen Fläche in Mecklenburg-Vorpommern wachsen, um das Pflanzgut zu vermehren. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium hat der BASF-Konzern zugesagt, die Produktionsrückstände in Deutschland nicht als Futtermittel zu verkaufen.