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Tropenhölzer und Klimaschutz

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Was haben Tropenhölzer mit Klimaschutz zu tun? Warum ist es schädlich, sie zu kaufen? Fragen und Antworten rund um Tropenhölzer. 

1. Was haben Tropenhölzer mit Klimaschutz zu tun?

Wälder bedecken mehr als 30 Prozent unserer Landfläche, sie speichern riesige Mengen an Kohlenstoff. Rund 75 Prozent des weltweit in der Vegetation gespeicherten Kohlenstoffs befindet sich in Wäldern. Daneben speichern die Böden selbst noch deutlich größere Mengen an Kohlenstoff, ungefähr fünfmal soviel wie die oberirdische Vegetation.

Bei der Zerstörung oder Degradation von Wäldern kommt es zur Freisetzung von Kohlendioxid. Weltweit stammen rund 20 Prozent der Treibhausgasemissionen aus der Zerstörung von Wäldern. Dass ist mehr, als der gesamte Verkehrssektor weltweit emittiert (Straßen-, Luft- und Schiffsverkehr).

In den vergangenen 50 Jahren wurden in Indonesien über 74 Millionen Hektar Wald zerstört. Dadurch hält Indonesien den Weltrekord im Ausstoß von Treibhausgasen (THG) durch Abholzung. Nach den USA und China ist Indonesien der weltweit drittgrößte Emittent von Treibhausgasen. Hauptursache für die Waldzerstörung ist derzeit die Anlage von Palmölplantagen. Die Plantagen werden zum überwiegenden Teil in Torfgebieten angelegt, die weltweit mit die höchsten Kohlenstoffkonzentrationen aufweisen. Von den 22,5 Millionen Hektar Torfland in Indonesien wurden 10 Millionen Hektar bereits gerodet und entwässert, was zu massiven und anhaltenden THG-Emissionen führt. Hält die prognostizierte Entwicklung an, werden die THG-Emissionen aus den degradierten Torfwäldern bis 2050 um mindestens 50 Prozent zunehmen.

2. In welchen Bereichen und Produkten finden sich tropische Hölzer?

Tropische Hölzer sind sehr strapazierfähig und witterungsbeständig und werden daher gern im Außenbereich eingesetzt. So zum Beispiel Teak, Nyatoh, Bangkirai, Meranti oder Yellow Balau als Gartenmöbel, Fenster und Dielen oder Bauhölzer im Außenbereich sowie im Schiffsbau. Aufgrund der häufig auffälligen Maserung, die oft als ansprechend empfunden wird, finden sich auch im Innenbereich verschiedene tropische Holzsorten wie Wenge, Merbau oder Jatoba, hier vor allem bei Parkett.

Massives Edelholz wird weiterhin für Musikinstrumente und Möbel eingesetzt. Zusätzlich wird Tropenholz oft zu Edelholzfurnier für Möbel, Einrichtungs- und Ausstattungsobjekte auch in der Automobilindustrie weiterverarbeitet. Aber auch als Sperrholz ist tropisches Holz auf dem deutschen Markt zu finden. Hier spielen vor allem Meranti, aber auch Bintangor und Rotes Canarium eine Rolle. Diese beiden Holzarten gehören zu den wichtigsten Exporthölzern aus den Urwäldern Papua Neu Guineas oder den Solomonen Inseln, wobei in Papua Neu Guinea über 90 Prozent des Holzes illegal eingeschlagen wird.

3. Woher kommt das Urwaldholz und warum ist es bei uns so billig?

Nach wie vor findet sich auf dem internationalen Markt sehr viel Raubbauholz aus den letzten Urwäldern der Erde. Viel Holz wird nach wie vor illegal geschlagen und gelangt über oft sehr verschlungene Handelswege zu uns nach Deutschland. Viele der bei uns angebotenen tropischen Hölzer stammen aus südostasiatischen (z. B. Teak, Bangkirai bzw. Shorea-Arten, Keruing, Meranti, Merbau, Nyatoh) oder afrikanischen Ländern (Abachi, Wenge, Iroko, Sapelli, Afroromosia etc.). Dagegen ist das Angebot an südamerikanischen Tropenhölzern zurzeit eher noch gering (z. B. Massaranduba, Cumaru, Ipe, Jatoba).

Der deutschen Holzwirtschaft kommen durch den Handel mit illegal geschlagenem Holz, das den Preis drückt, Verluste zu. Nach Schätzungen erreicht der Anteil von illegal produziertem Rundholz am globalen Handelsvolumen zwischen 12 und 17 Prozent. Obwohl der überwiegende Anteil von illegal geschlagenem Holz auf Binnenmärkten gehandelt und verbraucht wird, ist der wirtschaftliche Schaden für Importländer nicht zu vernachlässigen. Simulationen aus dem Global Forest Products Model der UN-Ernährungsorganisation (FAO) ergaben zum Beispiel, dass Preise für weltweit gehandelte Holzprodukte durch illegalen Holzhandel um durchschnittlich 7 bis 16 Prozent gedrückt werden.

Manche tropischen Holzarten sind in größeren Mengen als FSC-zertifizierte Ware vorhanden (z.B. Jatoba, Massaranduba, Cumaru, Ipe, Hemlock, Eukalyptus), andere dagegen sind nur in geringem Umfang (z.B. Teak, Bangkirai bzw. Shorea-Arten, Meranti, Mahagoni, Sapelli, Sipo, Bongossi, Ramin, Merbau) oder gar nicht (z.B. Abachi, Iroko, Bilinga, Wenge, Khaya, Afrormosia) FSC-zertifiziert zu finden.

4. Welches sind kritische tropische Holzarten?

Besonders kritisch sind die Holzarten, die grundsätzlich nicht als FSC-Ware verfügbar sind. Aber auch bei anderen Holzarten ist Vorsicht geboten, wenn es sich nicht um FSC-Ware handelt.

Alle im Holzratgeber von Greenpeace rot gelisteten Hölzer sind kritisch und der Kauf ohne FSC-Siegel ist nicht empfehlenswert.

5. Und was ist mit Plantagenholz? Kann man das ruhigen Gewissens kaufen?

Nein, denn es gibt weltweit keine einheitlichen Bewirtschaftungskriterien für Plantagen. Alljährlich werden nach FAO-Schätzungen 13 Millionen Hektar Wald vernichtet, wobei die Umwandlung von Wäldern in Plantagen wesentlich zur fortschreitenden Entwaldung beiträgt. Für das Anlegen von Plantagen wird häufig Urwald gerodet. Dabei wird der in den Pflanzen und im Boden gespeicherte Kohlenstoff freigesetzt. Daneben bieten Plantagen nicht annähernd so vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum wie Urwälder und können nur sehr eingeschränkt das lokale Klima und die Wasser- und Nährstoffkreisläufe regulieren. Schnell wachsende Baumarten verbrauchen viel Wasser, was wiederum Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem und auch auf die dort lebenden Menschen hat.

Zudem sind Monokulturen sehr anfällig für Schädlinge, was einen hohen Pestizideinsatz in Plantagen nach sich zieht. Die kurzen Umtriebszeiten in den Plantagen laugen die Böden aus, so dass der Ertrag dieser Plantagen im Laufe der Zeit zurückgeht. Werden die Plantagen dann aufgegeben, sind die Böden so nährstoffarm, dass sich die ursprüngliche Vegetation dort nicht wieder einstellen kann. Auch werden bereits gentechnisch veränderte Bäume entwickelt, um sie in Plantagen im großen Umfang anzupflanzen.

Insgesamt betrachtet ist die Klimabilanz für Plantagen schlechter als für Urwald, da sich in Plantagen weniger Biomasse pro Fläche findet und dadurch weniger Kohlenstoff gespeichert werden kann. Dazu kommt, dass die Lebensdauer von Plantagenbäumen kürzer ist, was bedeutet, dass die Bäume in kürzeren Zeitabständen geerntet werden. Dabei werden häufig auch Abbauprozesse im Boden gefördert, die zusätzlichen Kohlenstoff freisetzen.

6. Welche Alternativen gibt es, wenn ich urwaldfreundliches Holz kaufen möchte?

Zu allererst sollte man beim Kauf von Holzprodukten auf die Herkunft des Holzes achten. Einheimische oder besser noch regionale Holzprodukte sind in jeden Fall vorzuziehen, im Idealfall tragen diese noch das Siegel des FSC. Regionale Holzprodukte weisen zudem kürzere Transportwege (weniger Schadstoffausstoß) auf und verringern den Nutzungsdruck auf die letzten Urwälder unserer Erde.

Das FSC-Siegel ist das einzige weltweit von den großen Umweltverbänden anerkannte Zeichen, das eine ökologisch nachhaltige, sozial verträgliche und ökonomisch machbare Waldnutzung garantiert. Wer nicht auf Tropenholz verzichten möchte, sollte unbedingt auf das FSC-Siegel achten! Andere Siegel für Tropenholz sind keine Alternative, da es sich bei diesen fast ausschließlich um Siegel der Holzindustrie handelt. Trotzdem sind nicht alle heimischen Hölzer (also Hölzer, die auch bei uns wachsen) problemlos, da diese Holzarten auch in Regionen wachsen können, in denen es noch Urwälder gibt. Ein gutes Beispiele dafür ist die Fichte. Diese Art wächst bei uns in Deutschland, kann aber genauso gut aus nordischen Urwäldern stammen. Auch dank der jahrelangen Bemühungen von Greenpeace ist der Anteile der Fichtenimporte in den letzen Jahren zurückgegangen und beträgt derzeit noch knapp 20 Prozent, wobei die Hauptmengen aus Rußland, Schweden und Finnland stammen. Auch in diesen Ländern haben sich in den letzen Jahren einige nachhaltige Forstwirtschaften entwickelt. Trotzdem werden weiterhin Urwäldern eingeschlagen. Von daher kann die Fichte, obwohl heimisch, nicht uneingeschränkt empfohlen werden.

Für fast alle Produkte gibt es urwaldfreundliche Alternativen, so kann im Bereich Gartenmöbel beispielsweise auf einheimische Hölzer wie Buche, Eiche oder Robinie zurückgegriffen werden.

7. Tut unsere Regierung nichts, um den Handel mit illegalem oder urwaldschädlichem Holz zu unterbinden?

Nach wie vor gibt es kein rechtlich bindendes Instrument, das den Handel und den Besitz von illegal geschlagenem Holz unterbindet - weder national noch auf EU-Ebene. Daher ist es immer noch legal, Holz aus illegaler Urwaldzerstörung zu verkaufen!

Greenpeace fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, sich persönlich für den Urwaldschutz einzusetzen und die Verabschiedung eines Europäischen Gesetzes noch in diesem Jahr voranzutreiben. Dadurch könnte Besitz und Handel von illegal geschlagenem Urwaldholz unter Strafe gestellt werden.

Weiterhin fordert Greenpeace die Bereitstellung von Geldern, um global den Schutz der letzten Urwälder zu finanzieren.

8. Wie ist das denn mit Thermoholz? Für dieses Verfahren braucht man doch sehr viel Energie? Ist dieses Holz dann trotzdem zu empfehlen?

Thermoholz entsteht durch eine thermische Behandlung, bei welcher das Holz bis zu 2 Tage stark erhitzt wird (170°C bis 250°C unter Stickstoff, Dampf oder Öl). Dabei bauen sich die Holzbausteine Lignin und Hemizellulose ab, das Holz karamelisiert gewissermaßen. Dadurch kommt es zu einer deutlichen Reduzierung des pH-Wertes (pH 1,5), den Mikroorganismen wird der Nährboden entzogen und die Wasseraufnahme eingeschränkt. Durch das Erhitzen kommt es zu einer Tragfähigkeitsverringerung, dessen Ausmaß noch nicht ausreichend erforscht ist. Thermoholz stellt derzeit noch kein geregeltes Bauprodukt dar. Allerdings genügt es den Anforderungen von Gartenmöbeln und Parkett als Alternative zu Tropenhölzern.

Noch ist Thermoholz ein Nischenprodukt. In Deutschland gibt es bisher kaum Produzenten, die größten Mengen an Thermoholz kommen derzeit aus Finnland. Im Handel werden thermisch behandelte Kiefer, Lärche, Ahorn, Eiche, Esche, ferner Fichte, Espe, Erle, Birke, Pappel und auch Tanne, Föhre, Hemlock, Douglasie oder Buche angeboten.

Beim Thermo-Wood-Prozess liegt der gesamte Energieverbrauch nur 25 Prozent höher als bei der herkömmlichen Holztrocknung. Zudem können thermisch behandelte Hölzer im Gegensatz zu druckimprägnierten Hölzern als normales Altholz entsorgt werden.

Eine detaillierte Umweltbilanz zu Thermoholz liegt noch nicht vor. Jedoch kann man bereits sagen, dass die ökologischen Vorteile überwiegen, wenn Thermoholz statt Urwaldholz eingesetzt wird.

9. Was unternimmt Greenpeace gegen die Urwaldzerstörung?

Greenpeace setzt sich seit den 1980er Jahren für den Erhalt der letzten sieben Urwälder weltweit ein: Im Amazonas, Nordamerika, den Bergwäldern Chiles, dem Regenwald Zentralafrikas und Südostasiens, den Schneewäldern Sibiriens und den Wäldern im Norden Europas. Durch Druck auf Holz- und Papierhersteller sowie die verantwortlichen Politiker konnten Schutzgebiete im Great Bear-Regenwald in Kanada und in Russland geschaffen werden. Im Amazonas und in Finnland konnten Moratorien für den Holzeinschlag erreicht werden. Viele Unternehmen haben auf den Verbraucherdruck reagiert und bieten Recyclingpapier und FSC-Produkte an.

Doch die Zerstörung der Urwälder geht weiter. Greenpeace fordert deshalb:

Ein europäisches Urwaldschutzgesetz, das den Besitz und Handel von Holzprodukten aus illegalem und nicht-nachhaltigem Holzeinschlag verbietet

Einen internationalen Finanzierungsmechanismus, der den Entwicklungsländern hilft, die Entwaldung und Degradierung in den letzten intakten Urwäldern zu stoppen

ein Verbot für den Einsatz von Agrosprit, für dessen Herstellung Urwälder vernichtet wurden

10. Was kann ich tun?

Jeder von uns kann sich aktiv am Urwaldschutz beteiligen. Wenn möglich sollten Holzprodukte mit dem FSC- Siegel gekauft werden und selbstverständlich ist Recyclingpapier dem Frischfaserpapier vorzuziehen.

Aber daneben kann man noch mehr tun:

  • Informieren Sie Ihre Freunde und Bekannten, denn nur wer Informationen hat, kann sich bewusst entscheiden.
  • Fragen Sie in den Geschäften immer wieder nach FSC-Produkten, denn dadurch erhöht sich der Druck auf die Händler und Produzenten.

 

Petition

https://act.greenpeace.de/vw-klage

Kein Recht auf Verbrenner!

Greenpeace klagt gemeinsam mit mit dem Bio-Landwirt Ulf Allhoff-Cramer und Fridays for Future-Klimaaktivistin Clara Mayer mehr Klimaschutz bei Volkswagen ein. Unterstützen Sie die Kläger:innen mit Ihrer Unterschrift

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