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Buchen im Spessart in Deutschland, Totholz auf dem Waldboden
© Markus Mauthe / Greenpeace

Naturnahe Wälder

Klima- und Artenschutz brauchen naturnahen Wald

Naturnahe Wälder können der Klima-Erwärmung besser trotzen und sind wichtig für den Artenschutz. Lesen Sie hier, was Greenpeace für die Zukunft solcher Wälder macht.

Die Klimakrise und das massive Artensterben gehören zu den drängendsten Problemen unserer Zeit. Um sie aufzuhalten, brauchen wir mehr naturnahe Wälder. Alte und dicke Bäume speichern mehr Kohlenstoff in ihrem Holz, naturnahe Wälder bieten Lebensraum für Tiere und sind vor allem weniger Anfällig für Dürre als Nadelbaumplantagen in Monokultur.

Was sind naturnahe Wälder?

In naturnahen Wäldern finden sich Bäume aller Generationen. Es gibt junge und alte Bäume. Sterbende Bäume und Totholz am Boden spenden Leben. Sie bieten Nahrung und Unterschlupf für Pilze, Insekten, Vögel. Solche naturnahen Waldgemeinschaften haben nichts mit Baumplantagen zu tun. Sie speichern große Mengen Kohlendioxid. Je mehr alte und dicke Bäume in einem Wald, desto wichtiger seine Rolle als Klima- und Artenschützer.

Warum brauchen wir naturnahen Wald?

Deutschland braucht naturnahen Wald, für das Klima aber auch die Artenvielfalt. Die Greenpeace-Waldvision zeigt, wie Wälder in Deutschland durch mehr Schutzgebiete und eine ökologische Bewirtschaftung weit mehr klimaschädliches Kohlenstoffdioxid binden könnten als es bislang der Fall ist. In der Studie “Die Wälder in Deutschland auf dem Weg in die Heißzeit” verdeutlicht darüber hinaus, dass sich intensiv bewirtschaftete Wälder stärker aufheizen und nicht so gut kühlen, wie weniger intensiv oder gar nicht bewirtschaftete Laubwälder. 

Zum anderen sind naturnahe Wälder Lebensraum für Tiere, Pilze und Pflanzen. Nur wo die Natur einigermaßen in Ruhe gelassen wird, kann sich Vielfalt und ein gesundes Gleichgewicht bilden.

Gibt es in Deutschland noch naturnahe Wälder?

Waldsterben im Hartz: Die außergewöhnlichen Hitze und ausbelibender Niederschlag setzen den Bäumen in Deutschland schwer zu.

Forstwirtschaft in Monokultur – das Gegenteil eines naturnahen Waldes

Vielfalt tut gut. Das gilt auch für den Wald in Deutschland. Genauer gesagt: Sie täte ihm gut. Eine Studie der Naturwald-Akademie zeigt, dass 90 Prozent der Wälder in Deutschland aus Naturschutzsicht in einem schlechten Zustand sind. Auf den meisten Waldflächen wachsen nur wenige unterschiedliche Baumarten. Mehr noch: Oft gehören die Bäume dort gar nicht hin, natürlicherweise kämen sie an der Stelle gar nicht vor. Heimische, naturnahe Waldökosysteme drohen darum auszusterben – unter dem Verlust leiden auch Tiere, Pilze und Pflanzen.

Wie konnte es so weit kommen? 

Bevor die ersten Bauernfamilien in Europa sesshaft wurden, waren 90 Prozent der Landfläche Deutschlands mit Wäldern bedeckt. Bis zum 14. Jahrhundert schrumpfte die Waldfläche dann auf ein Drittel und es kam mehr und mehr zu einer Holzknappheit. Daher wurde im 18. Jahrhundert begonnen, konsequent aufzuforsten. Allerdings geschah dies mit schnellwachsenden, meist standortfremden Nadelbäumen wie Kiefern und Fichten. Diese Praxis ist auch heute, 300 Jahre später, noch weit verbreitet. Die Konsequenzen dieser Art der Forstwirtschaft holen uns nun ein: Immer mehr Nadelwälder sterben ab und es gibt kaum noch naturnahe Wälder.

Wie bekommen wir wieder naturnahe Wälder?

Damit Wälder sich regenerieren und wieder naturnäher werden können, müssen Politik und Forstwirtschaft dringend handeln und vorrangig zwei Punkte umsetzen:

Mindestens 15 Prozent der Wälder in Deutschland sollten streng geschützt sein, so dass die Forstwirtschaft dort keine Bäume fällen darf. 

  • Ökologische Forstwirtschaft

Deutschland braucht eine Wende von der intensiven Forstwirtschaft zur ökologischen Waldbewirtschaftung. Diese muss den Erhalt des Ökosystems in den Mittelpunkt stellen, statt Profite durch Holzeinschlag zu maximieren.

Was tut Greenpeace, um naturnahe Wälder zu fördern?

Greenpeace setzt sich auf vielen Ebenen für den Schutz der Wälder ein. Dies sind vier wichtige Bereiche, in denen wir aktuell arbeiten:

  • Schutzgebiete

Die Studie “Schutzgebiete schützen nicht” hat Wälder identifiziert, die besonders schützenswert sind: Hierbei handelt es sich beispielsweise um besonders alte Laubwälder und seltene Waldökosysteme. Auf diesen Flächen sollte ab sofort nicht mehr eingeschlagen werden. Die Politik muss den gesetzlichen Rahmen schaffen, damit mehr Wälder dauerhaft vor Holzeinschlag geschützt werden.
Lesen Sie hier mehr zu Schutzgebieten und den Ergebnissen der Studie.

  • Studiengang für ökologische Waldbewirtschaftung

Greenpeace unterstützt die Entwicklung des neuen Bachelor-Studiengangs “Sozialökologische Waldbewirtschaftung”, initiiert von Förster Peter Wohlleben, Geo und Prof. Pierre Ibisch. Bei diesem Studiengang sollen Förster:innen von morgen lernen, den Wald als ganzheitliches Ökosystem zu sehen und nicht primär als Holzlieferanten. 

  • Zukunftswald Unterschönau

Zusammen mit dem Bergwaldprojekt hat die Umweltstiftung Greenpeace ein Waldgebiet in im thüringischen Unterschönau gekauft. Noch stehen auf der Fläche vor allem Fichten im Monokultur, doch künftig soll sich daraus ein gesunder Mischwald entwickeln. Das Projekt soll Vorbildcharakter haben, wissenschaftliche Erkenntnisse liefern und dadurch mehr Waldbesitzende überzeugen, ihre Wälder naturnäher werden zu lassen.

  • Waldallianz

Greenpeace hat gemeinsam mit weiteren Vereinen und Partner:innen aus Wissenschaft und Praxis, die sich für den Schutz der Wälder einsetzen, die Wald-Allianz gegründet. Dieser Zusammenschluss will dazu beitragen, dass mehr Waldbesitzende ihre Wälder wieder naturnäher werden lassen. Um das zu erreichen, setzt sich die Wald-Allianz unter anderem in diesen Bereichen ein:

  • Wissen erweitern und Wahrnehmung verändern
  • Beispielwälder als Vorbilder für andere schaffen
  • Waldbesitzende und Expert:innen vernetzen
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