Alte AKW abschalten!
Steigendes Alter erhöht die Gefahr eines schweren Unfalls. 25 europäische AKW sind älter als 35 Jahre – davon sieben sogar älter als 40 Jahre. Trotz Nachrüstungen und Reparaturen verschlechtert sich der Zustand wichtiger Bauteile im Laufe der Jahrzehnte. Zwischenfälle und Komplikationen nehmen zu.
Die AKW-Sicherheit wird auch aufgrund „weicher“ Faktoren geschwächt. Das Fachpersonal veraltet, geht in Rente oder verliert an Motivation.
Trotz des Risikos planen viele Regierungen, die Laufzeiten weiter zu verlängern und die Erzeugerleistungen der AKW sogar noch zu steigern. Staaten wie Frankreich und die Schweiz ignorieren die Gefahr, die von den alternden Systemen ausgeht. Aber auch in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Ungarn, Großbritannien, Niederlande, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien und Ukraine ist die Alterung von Reaktoren ein drängendes Problem.
Nach Deutschland muss nun auch Europa endgültig aus der Atomkraft aussteigen. Dies ist bis zum Jahr 2030 möglich. Im Jahr 2050 können Wind, Wasser und Sonne den europäischen Energiebedarf zu 100 Prozent decken.
Verlust von Sicherheit und Fachwissen
Atomreaktoren enthalten nicht ersetzbare Komponenten wie Reaktordruckbehälter und Containment (Sicherheitsbehälter) – deren Zustand verschlechtert sich im Lauf der Zeit. Auch wenn Bauteile erneuert werden können, kann dies weitere Risiken nach sich ziehen: So wird in manchen Fällen für den Ersatz großer Komponenten der Sicherheitsbehälter des Reaktors durchbrochen – mit dem Resultat, dass die Stärke dieser entscheidenden Schutzstruktur zwangsläufig gemindert wird.
Bei den meisten Reaktoren, für die eine Verlängerung der Laufzeit beantragt wird, soll auch die Leistungskapazität erhöht werden – damit werden die bereits abgenutzten Systeme und Komponenten stärker belastet. Die wachsenden Mengen abgebrannter Brennelemente und hoch radioaktiver Abfälle, die unter veralteten Sicherheitssystemen an vielen AKW-Standorten gelagert werden, stellen ein zusätzliches Risiko dar.
Auch andere Faktoren untergraben das allgemeine Sicherheitsniveau in alternden Reaktoren, zum Beispiel überholte Organisationsstrukturen, und der Verlust von Motivation und Fachwissen, wenn Routine einsetzt. 63 Prozent der leitenden Angestellten in europäischen AKW werden in den nächsten fünf Jahren in Rente gehen, kompetenter und erfahrener Nachwuchs fehlt.
Mangelnde Haftpflichtsummen
Radioaktivität kennt keine Grenzen. Viele Atommeiler stehen entlang früherer Ländermarken, im Fall eines ernsthaften Unfalls wären Deutschland oder ein anderer Nachbar ebenso von den katastrophalen Folgen betroffen. Darauf nehmen aber weder die Katastrophenschutzpläne noch die geltenden Haftungsregeln Bezug. Die aktuellen Summen der Atomhaftpflicht in Europa sind – je nach Land – zur Deckung der wahrscheinlichen Kosten um einen Faktor zwischen 100 und 1000 zu niedrig. Entscheidungen zu Laufzeitverlängerungen alter Reaktoren stehen unter wirtschaftlichem und politischem Druck: Die Kapitalkosten für die alten Anlagen haben sich bereits amortisiert, sie werden daher relativ kostengünstig betrieben. Würde man sie jedoch auf das Sicherheitsniveau nachrüsten, das für neue Reaktoren verlangt wird (beste vorhandene Technologie), wären sie auf dem Strommarkt nicht wettbewerbsfähig.
Die Beteiligung der Öffentlichkeit sowie unabhängige Medien können die Qualität der Kontrolle alternder Reaktoren durch die Aufsichtsbehörden verbessern. Zudem hat unter den Aarhus- und Espoo-Konventionen die Öffentlichkeit das Recht, bei politischen und unternehmerischen Plänen konsultiert zu werden, die eine Laufzeitverlängerung für alte Reaktoren beinhalten.
Greenpeace fordert, alte AKW sofort abschalten! Europa muss spätestens bis zum Jahr 2030 aus der Atomkraft aussteigen!