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F-35 Atombomber
Scanpix / Imago

F 35-Atombomber: Viel Geld für wenig Sicherheit

Eine neue Greenpeace-Studie zeigt: Der in der Anschaffung geplante Kampfbomber F35 ist ein Prototyp und voller Mängel. Sein Einsatz macht Deutschland weiter zum Ziel von Atomangriffen. 

Die geplanten neuen F 35-Atombomber für die Bundeswehr könnten zu einem technischen, finanziellen und politischen Fiasko werden. Das zeigt die Studie "Die F35: Viel Geld für wenig Sicherheit" im Auftrag von Greenpeace. Zehn Jahre nach Entwicklung weist das Flugzeug noch über 800 Mängel auf. Die Kosten für Kauf und Betrieb sind unklar und könnten sehr viel höher werden als jetzt absehbar. „Der Kauf der F-35 wäre eine gravierende Fehlinvestition“, sagt Christoph von Lieven, Greenpeace-Experte für Frieden und Abrüstung. „Das Vorhaben zeigt exemplarisch,  dass die hektisch getroffenen Entscheidungen nach Beginn des Ukrainekrieges und der Fokus allein aufs Militärische nicht wirklich zu mehr Sicherheit führen.“ Der neue Atombomber würde Deutschland weiter zur potentiellen Ausgangsbasis und zum Angriffsziel für einen atomaren Erstschlag machen.

Die bisherigen deutschen Träger-Flugzeuge für die in Rheinland-Pfalz stationieren US-Atombomben sollten eigentlich durch F/A-18 Kampfflugzeuge ersetzt werden. In seiner Rede am 27. Februar 2022 kündigte Scholz dann plötzlich den Erwerb der F-35 an, und das Bundesministerium der Verteidigung bestätigte dies offiziell am 14.März. Über die Investition einer Milliardensumme wurde offenbar in weniger als drei Wochen entschieden, und das ohne jede politische und gesellschaftliche Debatte! Das zeigt, wie die Fokussierung auf militärische Ansätze die in einer Demokratie üblichen und notwendigen Vorgänge aushöhlen kann – und am Ende auch nicht zu den gewünschten Ergebnissen führt.

Noch 826 Mängel

Denn bei allen bislang produzierten F-35 handelt es sich noch um Modelle der so genannten Anfangsproduktion. Ob das Flugzeug alle Tests für die Serienreife bestehen wird, ist völlig unklar.

Die größten Probleme der F-35:

  • Immer mehr Flugzeuge müssen am Boden bleiben, weil sie kein funktionierendes Triebwerk haben. Der US-Rechnungshof warnt: Falls nicht drastisch gegengesteuert wird, könnten 2030 bis zu 43 Prozent der Flugzeuge flugunfähig sein.
  • Im Schnitt kann eine F-35 nur in weniger als 40 Prozent der Zeit alle ihre Aufgaben erfüllen („voll einsatzbereit“). Selbst ein „teilweise einsatzbereit“ (fliegen und mindestens eine Aufgabe erfüllen) erreichen nach US-Angaben nur 68,8 Prozent.
  • Der für die Tests notwendige Simulator ist noch nicht fertig. Daher kann noch gar nicht beurteilt werden, über welche Fähigkeiten die F-35 im Ernstfall verfügt.
  • Die Tests könnten auch an den noch 826 bestehenden Mängeln scheitern, davon vier kritische Mängel der sicherheitsrelevanten Kategorie I.
F35-Bomber - viel Geld für wenig Sicherheit.pdf

F35-Bomber - viel Geld für wenig Sicherheit.pdf

Die Bundeswehr plant, Kampfjets des Typs F-35 zu kaufen. Doch die Flugzeuge sind ein Prototyp und voller Mängel. Eine Betrachtung der Mängelliste.

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Deutsche Pilot:innen würden die Atombomben abwerfen

Zudem soll mit den F 35-Kampfbombern die so genannte nukleare Teilhabe verlängert werden. Sie führt dazu, dass im Kriegsfall deutsche Pilot:innen mit deutschen Flugzeugen Atombomben abwerfen. Die Entscheidung über den Einsatz der in Deutschland liegenden Atomwaffen trifft der US-Präsident, der den US-Oberbefehlshaber der Nato anweisen kann. Wer dieser Präsident nach den nächsten Wahlen sein wird – möglicherweise wieder Donald Trump – ist völlig offen. Doch letztlich sind es Deutsche, die diese Atombomben abwerfen sollen. Dies widerspricht dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag zur Wiedervereinigung, in dem sich Deutschland verpflichtet hat, keine Atomwaffen zu besitzen oder einzusetzen. Angesichts der durchaus unterschiedlichen Interessenlagen von Deutschland und den USA ist es hoch bedenklich, dass die deutsche Fliegerstaffel in dieser Weise direkt der Nato unterstellt ist.

So wird sich aus zwei Gründen die Sicherheit der deutschen Bevölkerung durch die F-35 nicht erhöhen. Im Gegenteil: „Die Basis in Büchel wird weiterhin Ausgangspunkt für eventuelle Angriffe mit Atomwaffen und damit auch bevorzugtes Ziel für einen gegnerischen Angriff sein, genau wegen der dort stationierten Atombomben“, sagt Christoph.

Die für die F-35 vorgesehenen Milliarden werden für andere dringende Aufgaben fehlen wie den Klimaschutz, Bildung und die Stärkung ziviler Friedensprävention und -sicherung. Aus Sicht von Greenpeace werden diese Flugzeuge nicht benötigt und sollten nicht gekauft werden.

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