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Die Überlebenden von Bhopal gedenken der Gas-Katastrophe, indem sie Bilder des Ministerpräsidenten von Madyha Pradesh, des indischen Premierministers und des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von Union Carbide vor der ehemaligen "Union Carbide"-Fabrik verbrennen.
© Greenpeace / Kadir Van Lohuizen

Bhopal-Opfer stehen vor Dows Tür

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Vier Tage lang musste eine Delegation der Überlebenden von Bhopal in Begleitung von Greenpeace-Vertretern vor der Tür der Dow Chemical-Zentrale in Horgen, Schweiz, ausharren. Erst dann war Konzernchef Luciano Respini bereit, sie zu empfangen - ganze fünf Minuten nahm er sich Zeit. Die Delegierten sind in die Schweiz gekommen, um von der täglichen Not der Überlebenden und ihrer Kinder zu berichten.

Sie haben mir alles weggenommen, zuerst meinen Mann, dann meine Gesundheit, dann die meines Kindes und jetzt auch noch diejenige meines Kindeskindes, sagte Champadevi Shukla, eine der Delegierten. In Bhopal hat sich 1984 die größte Chemie-Katastrophe aller Zeiten ereignet. 20.000 Menschen starben an den Folgen, rund 150.000 sind seitdem chronisch krank. Bis heute haben die Menschen mit den Folgen zu kämpfen. In Bhopal wächst inzwischen schon die dritte Generation von Geschädigten heran.

Luciano Respini von Dow Chemical hat jegliche Verantwortung für die Situation in Bhopal zurückgewiesen. Er war ursprünglich noch nicht einmal bereit, mit den Überlebenden und den Greenpeace-Aktivisten zu sprechen. Stattdessen war von Räumung und Strafverfolgung die Rede. Dass es trotzdem zu einer kurzen Begegnung kam, war dem Engagement der Horgener Gemeinde zu verdanken, die sich der menschlichen Tragödie nicht verschließen mochte und das Treffen vermittelte. Zu einem wirklichen Gespräch kam es allerdings nicht.

Die Chemiefabrik in Bhopal gehörte zum Zeitpunkt der Katastrophe dem Konzern Union Carbide, der von Dow Chemical übernommen wurde. Von der juristischen und moralischen Verpflichtung, die mit dieser Übernahme verbunden ist, will Dow nichts wissen. Respini beruft sich darauf, dass die Zuweisung von Verantwortung den Gerichten unterliege. Die Opfer des Chemie-Desasters aber warten noch immer auf Wiedergutmachung. Das verseuchte Fabrikgelände wurde bis heute nicht saniert.

Der damalige Geschäftsführer des Werks, Warren Anderson, lebte jahrelang unbehelligt in New York, bis Greenpeace ihn dort im August 2002 aufspürte. Jetzt droht ihm die Auslieferung nach Indien, wo wegen fahrlässiger Tötung gegen ihn ermittelt wird. Bei einer Anhörung vor dem Gericht in Bhopal hatte ein früherer Mitarbeiter des Unternehmens ausgesagt, dass die Sicherheitstechnik der überfüllten Gastanks, die 1984 explodierten, außer Betrieb gewesen sei. Die freigesetzten giftigen Dämpfe hatten innerhalb von drei Tagen rund 8000 Menschen getötet, etliche Tausende starben später an den Folgen. Eine halbe Million Menschen wurde verletzt, rund 150.000 erkrankten dauerhaft.

Von Dow, Rechtsnachfolgerin von Union Carbide und größter Chemiemulti der Welt, fordert Greenpeace zusammen mit den Organisationen der Bhopal-Überlebenden:

1. die vollständige Sanierung des verseuchten Geländes,

2. medizinische und finanzielle Wiedergutmachung für die Opfer und

3. garantierte medizinische Langzeitversorgung sowie sauberes Trinkwasser für alle Betroffenen.

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