
Rainbow Warrior in Indonesien
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Seit drei Jahren betreut Sandra Pfotenhauer bei Greenpeace die Themenbereiche Afrika, Amazonas und ökologische Waldnutzung. Die Forstwissenschaftlerin hat sich bereits in Ecuador, Brasilien und Kamerun für den Urwaldschutz engagiert, illegalen Holzeinschlag aufgedeckt, aber auch die Schönheit der letzten Urwälder dokumentiert. In der Zeit der UN-Konferenz ist sie auf der Rainbow Warrior in Indonesien und Malaysia unterwegs.
Greenpeace Online: Was machst Du bei Greenpeace?
Sandra: Ich bin seit 2000 bei Greenpeace als Waldexpertin beschäftigt. Mein Fachgebiet sind die tropischen Wälder- die letzten Urwälder West- und Zentralafrikas, der Regenwald im Amazonas und jetzt geht es zum ersten Mal für mich nach Indonesien.
In den letzten Jahren bin ich viel gereist, um Recherchen zum illegalen Holzeinschlag zu machen. In Brasilien werden bis zu 80 Prozent des Holzes illegal eingeschlagen, in Indonesien zum Teil noch mehr. Egal wo man hinkommt, die Geschichte ist fast überall die gleiche. Internationale, oft europäische Firmen holzen im großen Stil ab und machen einen Wahnsinnsprofit. Sie bauen riesige Strassen, um das Holz einzuschlagen und abzutransportieren, holen sich die wertvollsten Bäume raus.
Der Holzindustrie folgen Bauern, auf der Suche nach Land und brennen die Waldreste nieder. Das Schicksal des Waldes ist damit besiegelt. Mit dem Wald verschwinden tausende von Tierarten. Die Orang-Utan-Population hat sich in den letzten zehn Jahren um 50 Prozent reduziert. Durch die Abholzung des Waldes verlieren Millionen von Menschen ihre Heimat. Denn sowohl die Indianer im Amazonasgebiet, als auch die Pygmäen in Zentralafrika sind auf intakte Wälder angewiesen.
Auf meinen Reisen rede ich so oft wie möglich mit den Menschen, die im und vom Wald leben. Wenn man hört, welche Angst sie vor der Zukunft haben, weil sie befürchten, dass die Holzfirmen auch ihren Wald zerstören, bekommt man eine Riesenwut. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass die letzten Urwälder geschützt werden und dass mehr und mehr Wälder ökologisch und sozial gerecht bewirtschaftet werden, wie unter dem Siegel des FSC.
Holz ist ja an sich ein guter Rohstoff, aber um die Wälder nicht zu zerstören, müssen bei der Holznutzung strenge ökologische Kriterien eingehalten werden. Und die Menschen, die von den Wäldern leben, müssen in Entscheidungen einbezogen werden.
Greenpeace Online: Du fährst nächste Woche nach Indonesien. Was machst Du dort?
Sandra: Greenpeace ist zur Zeit mit der Rainbow Warrior in Indonesien, Malaysien und Papua Neuguinea unterwegs. An Bord ist ein internationales Team, um die Bedrohung der Urwälder Südostasiens zu dokumentieren.
Ich werde das internationale Team auf der Rainbow Warrior für drei Wochen unterstützen und dafür Sorgen, dass der Skandal der Urwaldzerstörung auch in Deutschland bekannt wird. Ich nehme ein Videophone mit, ein Satellitentelephon, mit dem auch Bilder übertragen werden können. So kann ich life von dort berichten. Wir reden mit Menschen, die von der Holzindustrie beroht werden und unterstützen sie dabei, ihre Wälder zu schützen. Wir werden auch diejenigen angehen, die für die wahnsinnige Zersörung verantwortlich sind.
Indonesien hält im Moment den Weltrekord im Wald-Zerstören. Seit den Neunzigern hat sich dort die Entwaldungsrate verdoppelt. Inzwischen gehen in einem Jahr 3,8 Millionen Hektar Wald verloren, das ist so viel, als würde man in einem Jahr alle Wälder Bayerns und Baden Württembergs zusammen abholzen!
Indonesien hält noch einen weiteren Weltrekord, die längste Liste der vom Ausssterben bedrohten Tierarten. Auf Sumatra leben nur noch 500 Tiger in freier Wildbahn. Und wenn die Holzfirmen im gleichen Tempo weiter holzen, dann könnten die Orang-Utans schon in 20 Jahren der Vergangenheit angehören.
Greenpeace Online: Was versprichst Du Dir von der CBD?
Sandra: Die Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt wurde bereits 1992 von 188 Staaten unterzeichnet. Obwohl sie den gleichen Stellenwert hat wie das Kyoto Protkoll, ist sie leider wesentlich unbekannter.
Bisher wurde das Problem des Artensterbens von den Regierungen nicht ernst genug genommen. Wenn man sich vorstellt, dass über 75 Prozent aller an Land lebenden Pflanzen- und Tierarten in den Wäldern dieser Erde leben, dann wird klar, dass man, will man die Arten schützen, auch über den Schutz der letzten Urwälder reden muss.
Vor zwei Jahren haben sich die Regierungen dann endlich dazu verpflichtet, den Trend des Artensterbens bis 2010 deutlich zu verringern und ein Waldarbeitsprogramm verabschiedet. Nun muss es dringend umgesetzt werden.
Wenn wir den Orang-Utan retten wollen, müssen wir seinen Lebensraum schützen. Wir brauchen weltweit ein Netzwerk von Schutzgebieten die funktioneieren, die Indigenen müssen an Entscheidungen beiteiligt werden. Vor allem aber brauchen wir Geld, um die letzten intakten Ökosysteme auf diesem Planeten zu schützen und das müssen die Regierungen, auch die Deutsche, auf den Tisch packen.