
Mord an Urwaldschützerin in Brasilien
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Die 74-Jährige Urwald-Nonne Dorothy Stang ist tot. Sie wurde am Samstag im Bundesstaat Pará im Norden Brasiliens von bezahlten Killern ermordet. Die US-Missionarin lebte seit mehr als 30 Jahren in Brasilien, wo sie sich vor allem für den Amazonas-Regenwald, den Umweltschutz und für die Rechte der landlosen Bauern einsetzte.
Stang hat sich der Urwaldmafia entschieden widersetzt. Paulo Adario, Koordinator der Amazonas-Kampagne von Greenpeace: Schwester Dorothy hat sich wie nur ganz wenige gegen illegale Landaneignung durch Großgrundbesitzer und Holzunternehmen und für mehr Präsenz des Staates eingesetzt.
Der brasilianische Bundesstaat Pará ist für etwa ein Drittel der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes verantwortlich. Er spielt eine unrühmliche Rolle beim Missbrauch der Umwelt sowie bei Verletzungen der Menschenrechte. Mit Mitteln der Einschüchterung, mit Gewalt und Waffen wird illegaler Einschlag betrieben. Kleine Landbesitzer werden von ihrem Grund und Boden vertrieben.
Pará ist der Amazonas-Bundesstaat mit der höchsten Zahl von Morden, die mit Landstreitigkeiten in Zusammenhang stehen. Insgesamt 1.237 Menschen sind zwischen 1985 und 2001 Opfer des Landkonflikts in Brasilien geworden, 40 Prozent davon in Pará. Die Land- und Holzmafia setzt ihre Interessen mit Hilfe von Pistoleiros, bezahlten Killern durch.
Vor 16 Jahren hatte die Ermordung des Umweltschützers Chico Mendes für weltweites Aufsehen gesorgt. Paulo Adario: Wie auch Chico Mendes hat sich Schwester Dorothy nicht einschüchtern lassen. Selbstlos hat sie viele Jahre lang für die Rechte von Landarbeitern gekämpft und den Amazonas-Regenwald gegen rücksichtslose Abholzung verteidigt. Wir dürfen ihren Tod nicht umsonst gewesen sein lassen.
Sie stand seit Jahren auf einer Todesliste, doch die Regierung von Pará hat sie nicht geschützt, betont Adario. Sie war nicht allein - viele andere kämpfen ebenfalls gegen die Zerstörung des Regenwaldes und für die Rechte der lokalen Gemeinschaften. Auch ihre Leben sind in Gefahr. Die Gewalt und Einschüchterung muss ein Ende haben. Wir können nicht noch mehr Märtyrer im Amazonas-Regenwald hinnehmen.
Dorothy Stang stammte aus Dayton, Ohio, in den Vereinigten Staaten. Sie war brasilianische Staatsangehörige und hat 37 Jahre lang im Amazonas-Regenwald gearbeitet. Seit 56 Jahren gehörte sie der internationalen Kongregation Notre Dame de Namur an, einem internationalen katholischen Orden. Sie wurde 2004 zur Ehrenbürgerin von Pará erklärt.
Die brasilianische Umweltministerin Marina Silva glaubt, der Mord an Schwester Dorothy könne ein Versuch sein, die Regierung einzuschüchtern, damit diese ihr Programm zur Schaffung von Schutzzonen und zur Stärkung der Ureinwohner aufgibt.
Informationen über die Sisters of Notre Dame (http://www.sndohio.org/) finden Sie auf deren Website (Englisch).