Skip to main content
Jetzt spenden
Greenpeace-Kletterer machen auf Verseuchung der Arktis aufmerksam im August 1999
John Cunningham / Greenpeace

Dauergifte: Dioxin & Co.

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Dauergifte sind weltweit das größte Problem unserer Chemie-Welt. Greenpeace fordert Chemieindustrie und Politik dringend zum Handeln auf! Dauergifte müssen gestoppt werden - jetzt und weltweit!

Die Welt ist ein Dorf

Das gilt besonders für Chemikalien. Pestizide, die auf asiatischen Feldern versprüht werden, landen genauso auf der Speisekarte der Inuits (Eskimos) in Grönland wie Dioxine aus europäischen Industrieanlagen und Flammschutzmittel aus Computergehäusen und Handys. Alle diese Gifte reichern sich in der Arktis an, obwohl die dort lebenden Inuits weder Pestizide, noch größere Mengen an anderen Industriechemikalien benötigen. Trotzdem leiden diese Menschen an den Folgen des sorglosen Umgangs mit Chemikalien. Die Dauergift-Belastung der Muttermilch von grönländischen Frauen zählt zu den höchsten der Welt.

Ursache für diese Vergiftung der Arktis ist die sogenannte Globale Destillation. Die Dauergifte verdunsten dort, wo sie eingesetzt werden. Durch die Luftströmungen werden sie um die Erde transportiert und dort, wo es am kältesten ist, fallen sie aus. Das funktioniert ähnlich einer beschlagenen Fensterscheibe: In der Nacht schlägt sich der Wasserdampf aus der Luft an der Scheibe nieder, weil sie der kälteste Ort des Zimmers ist.

Alle Dauergifte, in der Fachsprache auch als Persistant Organic Pollutants (abgekürzt POPs) bezeichnet, sind extrem langlebig, reichern sich in der Nahrungskette an und ihre Aufnahme hat bedenkliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren. Viele Dauergifte sind z.B. krebserregend, erbgutschädigend oder gefährden Embryos. Andere sind stark leber- und nierenschädigend und greifen das Immun- oder Nervensystem an.

Die meisten Dauergifte verlassen als erzeugtes Produkt die Chemiefabriken, einige fallen als unbeabsichtigtes Nebenprodukt bei Herstellungs- oder Verbrennungsvorgängen an. Die folgenden Tabellen geben einen Überblick über die wichtigsten Dauergifte.

Das dreckige Dutzend

Zwölf Dauergifte sollen im Rahmen einer UNO-Konvention zu den POPs geächtet werden. Viele dieser Gifte sind in den Industrieländern schon lange verboten. Trotzdem werden sie, wie z.B. DDT, von den internationalen Chemiekonzernen nach wie vor in Teilen Afrikas und Asiens hergestellt oder dorthin exportiert. Gerade aufgrund ihrer Langlebigkeit und ihrer globalen Verfrachtung ist ein tatsächlicher weltweiter Ausstieg aus Produktion und Einsatz dieser Substanzen dringend erforderlich:

Das Dreckige Dutzend

Name der Chemikaliewird eingesetzt als:

AldrinInsektizid (Termiten, Ameisen)

ChlordanInsektizid (Termiten, Bodenschädlinge)

DDTInsektizid (Anopheles-Mücke, Tsetsefliege)

DieldrinInsektizid (Anopheles-Mücke, Tsetsefliege)

Dioxine und FuraneNebenprodukte in der Chemieindustrie und bei der Verbrennung

EndrinInsektizid, Nagetiergift

HeptachlorInsektizid (Termiten, Ameisen)

HexachlorbenzolPilzgift, Weichmacher für Kunststoff

MirexInsektizid (Ameisen)

PCB (Polychlorierte Biphenyle)Kühl- und Isolierflüssigkeit (z.B. in Trafos)

ToxaphenInsektizid, Nagetiergift

Legale Vergiftung

Viele Dauergifte werden auch in Industrieländern noch in großem Umfang eingesetzt. Erst einige wenige Stoffe sind in einzelnen Ländern verboten. Auch bei diesen Umweltgiften besteht dringender Handlungsbedarf:

Legale Dauergifte in Deutschland

StoffklasseVorkommenZulässigkeit

Bromierte FlammschutzmittelComputer, Handys, Autos, Bauprodukte,...in Deutschland erlaubt

PhthalateWeichmacher für Kunststoffe (PVC), Kosmetikaaußer für Babyspielzeug, in Deutschland uneingeschränkt erlaubt

ChlorparaffineFlammschutzmittel in Dichtungsmassen, Kunststoffen,...in Deutschland erlaubt

Tributylzinn (TBT)Schiffsanstrich (als Muschel- und Schneckentod)in der EU seit 2002 verboten aber Organozinnverbindungen können immer noch in Konsumprodukten, z.B. aus PVC, enthalten sein

Künstliche MoschusverbindungenParfüms, Reinigungsmittel,...keine Einschränkung in Deutschland

Diese Auflistung ließe sich noch beliebig verlängern. Bei vielen Substanzen ist über ihre Gefährlichkeit noch gar nichts bekannt. Kein Wunder, verursachen doch allein in der EU über 100.000 verschiedene Chemikalien einen unübersichtlichen, schlecht erforschten Chemikaliencocktail.

Bedrohte Tierwelt: Von Dauergiften eiskalt erwisch

Auch die Tiere leiden: Wissenschaftler haben als Folge von Dauergiftbelastungen Fruchtbarkeitsstörungen bei Vögeln, Fischen, Schalentieren und Säugetieren beobachtet sowie verringerte Bruterfolge bei Vögeln, Fischen und Schildkröten, Stoffwechselanomalien bei Vögeln, Fischen, Säugern und Verhaltensstörungen bei Vögeln. Männliche Fische, Vögel und Säuger verweiblichen, weibliche Fische und Vögel werden männlicher.

Am besten dokumentiert sind die Schäden dort, wo sich organische Dauergifte besonders stark konzentrieren - etwa in der Arktis und in Gewässern, die besonders stark verschmutzt sind. Dazu gehören stark belastete Flüsse, die Ostsee, die Nordsee und das Mittelmeer sowie die nordamerikanischen Großen Seen und der St. Lorenz-Strom.

Bei Tieren scheinen die Dauergifte vor allem Beeinträchtigungen des Fortpflanzungsvermögens sowie Schäden am Immun- und Nervensystem hervorzurufen. Häufig werden Unfruchtbarkeit und damit verbunden Rückgänge der Populationen bis hin zum Aussterben einer Tierart beobachtet, so zum Beispiel bei den Fischottern. Bei den hochbelasteten Eisbären in Spitzbergen und Grönland stellten Wissenschaftler vor kurzem eine Zunahme von hermaphroditischen (Zwittern) Eisbärjungen fest.

Die Belastung vieler Meeressäuger mit Dauergiften ist erschreckend hoch: So müssen die Körper in Deutschland gestrandeter Pottwale aufgrund der hohen Belastung mit Umweltschadstoffen als Sondermüll angesehen und behandelt werden. Bei mehreren Dauergiften, wie PCBs, werden im Fett und Fleisch der Wale nicht nur die Grenzwerte für Lebensmittel, sondern selbst die für Klärschlamm zulässigen Grenzwerte deutlich überschritten.

Auch die Menschen leiden

Auch wir Menschen sind ständig einem Giftcocktail aus organischen Dauergiften und anderen Schadstoffen wie Schwermetallen ausgesetzt. Weil sich Menschenversuche von selbst verbieten, ist es sehr aufwendig und oft unmöglich, eindeutige Beziehungen zwischen einem Dauergift und einer Krankheit nachzuweisen. 

Zahlreiche Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass zwischen der Belastung mit Dauergiften und vielen Krankheitssymptomen ein Zusammenhang besteht. Dazu zählen neurologische Störungen wie verminderte intellektuelle Leistungsfähigkeit, kindliche Hyperaktivität und Konzentrationsschwächen, seelische Veränderungen, Fruchtbarkeitsstörungen sowie Defekte des Immunsystems und verkürzte Stillzeiten. Zu den schlimmsten Erkrankungen, von denen angenommen wird, dass sie mit auf Dauergift zurückgeführt werden können, zählen hormonabhängige Tumore wie Brust-, Hoden- und Prostatakrebs sowie Missbildungen männlicher Fortpflanzungsorgane und die Endometriose, eine schmerzhafte Erkrankung der Gebärmutter, die häufig zur Unfruchtbarkeit führt. All diese Erkrankungen haben in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen.

Organische Dauergifte können auch Auslöser von Chemikalien-Unverträglichkeit sein (kurz MCS: multiple chemical sensitivity). Wissenschaftler, wie Nicholas Ashford vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), sprechen hier von einer ganz neuen Klasse von Krankheiten. Es sind Krankheiten, die nicht wie bakterielle oder virale Infektionen einzelne Organe angreifen, sondern bei denen wenige Chemikalien ganze Systeme, wie das Nervensystem, das Immunsystem, das Hormonsystem und das Reproduktionssystem (also die Fruchtbarkeit von Frau und Mann) stören.

Besonders gefährdet durch die Dauergifte sind Föten und Kinder. Denn Dauergifte, die unter anderem das Hormon-, Immun- und Nervensystem stören, können gerade während der Entwicklungsphase starke Schäden hervorrufen. Viele Dauergifte können in Konzentrationsbereichen, die bei erwachsenen Menschen keine feststellbaren Effekte auslösen, bei Föten und Kindern unwiderrufliche Schäden hervorrufen.

Ironischerweise sind heute Chemikalien, die zur Bekämpfung von Krankheiten, zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und Verbesserung des Lebensstandards entwickelt wurden, selbst eine Gefahr für die menschliche Gesundheit und die Bewahrung der Artenvielfalt. Die Schäden und Risiken dieser Stoffe übersteigen ihre Vorteile bei weitem.

Petition

https://act.greenpeace.de/tiefsee-schuetzen

Tiefsee vor Zerstörung schützen!

In der Tiefsee soll Unfassbares passieren: Für den Abbau von Metallen und seltenen Erden soll der Meeresgrund durchfräst und so einzigartige Ökosysteme zerstört werden. Fordern Sie Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck auf, das zu verhindern!

Petition unterzeichnen

0% vom Ziel erreicht

0 haben mitgemacht

0%

Mehr zum Thema

"No Deep Sea Mining" – Action in Rotterdam

Tiefseebergbau - Der neue Goldrausch

  • 03.04.2023

Tiefseebergbau ist für den Umstieg auf Elektroautos nicht notwendig - und doch rückt die neue Meeresausbeutung näher.

mehr erfahren
Taucherin mit Unterwasserbanner: "Das Meer ist kein Industriegebiet."

UN einigt sich auf globalen Ozeanvertrag

  • 05.03.2023

Historischer Erfolg: Nach fast 20 Jahren und zähen Verhandlungsrunden hat sich die UN auf ein internationales Meeresschutzabkommen geeinigt.

mehr erfahren
Blauwal an der Meeresoberfläche im Pazifik

Wale durch drohenden Tiefseebergbau in Gefahr

  • 14.02.2023

Geplante Tiefseebergbau-Gebiete überschneiden sich mit dem Verbreitungsgebiet von etwa 30 Walarten - weitere Forschung ist dringend nötig, um die Gefahren für die Meeressäuger abzuschätzen.

mehr erfahren
"No Deep Sea Mining" – Action in Rotterdam

Aufgedeckt: Gefahren des Tiefsee-Bergbaus auf der hohen See

  • 27.01.2023

Verdeckte Video-Aufnahmen der jüngsten kommerziellen Tiefsee-Bergbautests im Pazifik, die Greenpeace zugespielt wurden, zeigen, wie die Bergbauindustrie die Tiefsee zerstört.

mehr erfahren
Aktivist:innen auf der Beluga II im Hafen von Nexø, Bornholm

Greenpeace-Aktivist:innen untersuchen Folgen der Pipeline-Explosionen

  • 22.12.2022

Welche Auswirkungen haben die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines auf die Umwelt? Greenpeace-Aktive nahmen Proben, wir ordnen die Ergebnisse ein.

mehr erfahren
Lichterumzug Meeresleuchten

Aktion Meeresleuchten!

  • 13.11.2022

Lichtermeer für die Tiefsee: Am 12. November zogen 250 kleine und große Menschen durch die Hamburger HafenCity, um mit selbstgebastelten Laternen für den Schutz der Tiefsee zu demonstrieren.

mehr erfahren