Jetzt spenden
GE Protest against EU Seed Directive in Germany
© Martin Langer / Greenpeace

Gen-Mais soll trotz ungenügender Untersuchung zugelassen werden

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Am Freitag wird der EU-Ministerrat über die EU-weite Importzulassung für den riskanten Gen-Mais MON863 entscheiden. Grund genug für Greenpeace endlich die Dokumente der Öffentlichkeit zu präsentieren, in denen die negativen Auswirkungen nach dem Verzehr des Gen-Mais beschrieben werden. Der US-Gentechnik-Gigant Monsanto hatte sie bislang zur geheimen Verschlusssache erklärt. Doch am Montag hatte das Oberverwaltungsgericht Münster die sofortige Freigabe der Unterlagen angeordnet.

Greenpeace hat am Mittwoch die bisher vertraulichen Monsanto-Dokumente über Fütterungsversuche an Ratten der Öffentlichkeit präsentiert. Die Tiere wiesen Gesundheitsschäden auf, nachdem sie mit Monsantos Gen-Mais MON 863 gefüttert wurden, der ein Insektengift produziert. Gemeinsam mit Wissenschaftlern fordert Greenpeace ein Importverbot für MON863. Die Bundesregierung soll gegen eine Zulassung stimmen.

Die Sicherheitsstandards bei EU-Zulassungsverfahren für genmanipulierte Pflanzen sind generell unzureichend, kritisiert Professor Gilles-Eric Seralini am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Berlin. Professor Seralini arbeitet für die staatliche französische Kommission CGB (Commission du Génie Biomoléculaire), die für die Risikobewertung von Gen-Pflanzen zuständig ist.

Der Gen-Mais darf nicht für Lebens- und Futtermittel in EU-Ländern zugelassen werden. Wenn ein Versuch derartig auffällige Ergebnisse zeigt, muss er wiederholt werden, sagt Professor Seralini in Berlin. Er war einer der ersten, der die geheimgehaltenen Dokumente zu Gesicht bekam. Durch die jetzt von Gericht angeordnete Aktenfreigabe ist er nicht mehr an die bisherige Vertraulichkeit gebunden.

Auch Professor Arpad Pusztai, der bereits eine Risikobewertung von MON863 für die deutsche Regierung erstellt hat, warnt vor einer Marktzulassung: Es ist nicht anzunehmen, dass die Schäden an den inneren Organen der Ratten und dem Blutbild der Tiere auf Zufall beruhen. Die Akten zeigen zudem, dass der Versuchsaufbau ungenügend und die Datenauswertung fehlerhaft war. Weitere Untersuchnungen sind zwingend notwendig.

Der MON863 produziert ein so genanntes Bt-Gift gegen den Maiswurzelbohrer. Dieses Gift ist nicht identisch mit der Substanz, die in Europa bereits zugelassene Gen-Pflanzen enthalten, die gegen den Maiszünsler resistent gemacht wurden.

Zudem enthält MON863 ein Gen für eine umstrittene Antibiotika-Resistenz. Diese sind laut der EU-Freisetzungsrichtlinie 2001/18 zu vermeiden. Es sei nicht auszuschließen, dass die manipulierten Gene auf Krankheitserreger übertragen werden und so die Entstehung neuer resistenter Keime fördern.

Die Zulassung für den Gen-Mais MON863 darf nicht erteilt werden. Die EU muss jetzt beweisen, dass ihr der Schutz von Verbrauchern und Umwelt wichtig ist, fordert Christoph Then, Gentechnikexperte bei Greenpeace.

Alles sicher oder was? Mängel bei Eu-Zulassungen von genmanipulierten Pflanzen

Alles sicher oder was? Mängel bei Eu-Zulassungen von genmanipulierten Pflanzen

3 | DIN A4

62.79 KB

Herunterladen
Datum

Mehr zum Thema

Traktor mit Schild auf der Straße: "Ampel-Irrsinn nicht auf dem Rücken der Bauern".
  • 29.02.2024

Trecker rollen durchs Land – nicht nur in Deutschland. Die Politik reagiert auf die Proteste und streicht Umweltschutzauflagen. Interview zu den Demos und einer Umverteilung von Geldern.

mehr erfahren
Treckerdemo, ein Trecker schert aus - auf der Frontschaufel ein Schild: Wir denken in Generationen für unsere Kinder!
  • 10.01.2024

Interview mit Landwirt und Agrarblogger Bernhard Barkmann über die Demonstrationen der Bäuer:innen, die Gefahr von rechts und fehlende Zukunftsvisionen für den Sektor.

mehr erfahren
Björn Scherhorn klettert über ein Gatter im Laufstall mit Kühen
  • 30.07.2023

Landwirt Björn Scherhorn wollte schon aufgeben. Doch dann hat er neu angefangen. Seitdem geht es allen besser: den Kühen, dem Boden, der Umwelt und ihm und seiner Familie.

mehr erfahren
Protest Against Food in Fuel in Berlin
  • 28.02.2023

Die größten Agrarkonzerne der Welt haben seit 2020 mehr Milliardengewinne gemacht als es bräuchte, um die Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt zu decken.

mehr erfahren
Martin Kaiser vor einem Kalb im Stall
  • 18.01.2023

Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser spricht im Interview vor der Wir-haben-es-satt-Demo über die Bedeutung einer klimagerechten Agrarwende.

mehr erfahren
Cem Özdemir
  • 07.12.2022

Nach einem Jahr Landwirtschaftsministerium unter grüner Leitung ziehen wir Bilanz - hat die Agrarpolitik unter Cem Özdemir Fortschritte in punkto Tierwohl, Anbau, und Klimaschutz gemacht?

mehr erfahren