
Illegale Pestizide in Gemüse
- Hintergrund
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Das Greenpeace-EinkaufsNetz ließ die Pestizidbelastung von Gemüse aus dem Angebot der sechs größten deutschen Supermarktketten und tegut untersuchen. Von 112 Gemüseproben aus konventionellem deutschen Anbau fanden sich in 27 Proben Pestizidwirkstoffe, die vom zuständigen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gar nicht oder nicht für die betreffende Gemüseart zugelassen sind. Es besteht der dringende Verdacht auf eine illegale Anwendung dieser Spritzmittel.
Was und wie untersucht wurde
Im September 2005 kauften Greenpeace-Mitarbeiter bei Supermärkten von Aldi, Edeka/Spar, Lidl, Metro (dazu gehören Real und Kaufhof), Rewe (mit Minimal, HL), Tengelmann und tegut Gemüse, um es auf Pestizidrückstände untersuchen zu lassen. Die Proben stammen aus Supermärkten in Berlin, Dresden, Dortmund, Frankfurt, Hamburg, Mannheim, München und Stuttgart.
Untersucht wurden die Proben von einem anerkannten Speziallabor für Pestizidrückstände in Lebensmitteln. Dabei wurden bei jeder Probe zwei (gas- und flüssigkeitschromatographische) Testverfahren eingesetzt, mit denen ca. 300 verschiedene Pestizidwirkstoffe nachgewiesen werden können.
Illegale Spritzmittel gefunden
Insgesamt wurden 35 Wirkstoffe nachgewiesen. Davon sind sieben (Diethofencarb, Endosulfan, Methomyl, Cypermethrin, Vinclozolin, Pyriproxyfen, Procymidon) in Deutschland für keinerlei Anwendung im Pflanzenschutz zugelassen. Diese Wirkstoffe wurden dennoch in Tomaten, Kopfsalat und Gurken aus dem Angebot von tegut, Edeka, Lidl, Tengelmann und Rewe festgestellt.
Weitere Wirkstoffe können entweder für andere Kulturpflanzen zugelassen sein oder es können Ausnahmegenehmigungen der Bundesländer von den bundesweiten Anwendungsverboten vorliegen. Greenpeace überprüfte, ob solche Genehmigungen der Länder in diesen Fällen vorlagen.
Auf sechs Proben waren Hersteller und Anbauland angegeben. Bei vier der sechs Proben wurde durch die Antwort der Länder der Verdacht auf illegalen Pestizideinsatz eindeutig bestätigt. Bei den vier Fällen handelt es sich um drei Tomatenproben, gekauft bei tegut in Frankfurt, beim Rewe toom-Markt in Hamburg sowie Real in Berlin, und eine Probe Karotten, gekauft in Dresden ebenso im Real.
Für die Proben ohne Herstellerangabe fordert Greenpeace die verkaufenden Supermarktketten und Lebensmittelüberwachungsbehörden auf, die nach EU-Recht vorgeschriebene Rückverfolgung zum Hersteller vorzunehmen und diese offen zu legen.
Wirkung der gefundenen Pestizide
Unter den gefundenen, nicht zugelassenen Pestizidwirkstoffen befinden sich auch solche, die für die menschliche Gesundheit besonders gefährlich sind. Mehrere sind krebserregend, nervengiftig oder es besteht der Verdacht auf hormonelle Wirksamkeit.
Kein Einzelfall
Bereits im Juli 2005 deckte das Greenpeace-EinkaufsNetz illegale Pestizide in Johannisbeeren auf. Die Landesbehörden und Staatsanwaltschaften kündigten darauf hin Ermittlungen und verbesserte Überwachungen an. Der Deutsche Bauernverband kritisierte die Verstöße seiner Bauern und der Industrieverband Agrar kündigte die Rücknahme nicht zugelassener Pestizide im Jahr 2006 an. Doch all die Ankündigungen und Empörungsrufe blieben bislang ohne Konsequenzen. Die Greenpeace Tests zeigen, dass der Einsatz illegaler Pestizide in Deutschland weit verbreitet ist.
Greenpeace fordert:
- Keine Vermarktung von Lebensmitteln, die mit nicht zugelassenen Pestiziden belastet sind. Dazu wirksame Kontrollen und Sanktionsmaßnahmen durch die Lebensmittelüberwachung der Länder sowie Qualitätssicherungsmaßnahmen des Handels.
- Die strengere Überwachung der Pestizidanwender durch die Bundesländer, damit der Einsatz nicht zugelassener Pestizide unterbunden wird.