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Greenpeace-Aktivisten demonstrieren mit „Mahnmal der armen Sau“ vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium.
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Aktivisten demonstrieren vor Landwirtschaftsministerium für bessere Tierhaltung

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Nutztiere leiden in Deutschland, und Landwirtschaftsminister Schmidt ändert daran nichts. Deshalb haben ihm Greenpeace-Aktivisten ein Mahnmal vor die Tür gestellt: die arme Sau.

In den nächsten Tagen soll sie kommen: die schon länger angekündigte Nutztierhaltungsstrategie. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) reagiert damit auf die anhaltende Kritik an dem, was Huhn oder Schwein in Deutschlands dunklen Ställen widerfährt. Doch den Durchbruch für mehr Tierwohl dürfen wir wohl nicht erwarten. Beim Kirchentag Ende Mai bekräftigte der Minister seine bisherige Herangehensweise, man müsse behutsam bei der Umgestaltung vorgehen. Martin Hofstetter, Agraringenieur und Greenpeace-Experte für Landwirtschaft, sieht hingegen Versäumnisse:„Im Interesse der Fleischindustrie ignoriert der Bundeslandwirtschaftsminister seit Amtsbeginn die gravierenden Missstände. Seine bisherigen Vorschläge sind völlig unzureichend.“

Eine heute von Greenpeace-Aktivisten vor Schmidts Ministerium in Berlin aufgestellte zwei Meter hohe Schweineskulptur soll ihn an das Elend der Tiere und seine Verantwortung erinnern. Das aus Holz geschnitzte Tier sitzt, wie es für Hunde – aber nicht für Schweine – üblich ist. Diese Haltung ist bei Schweinen ein Ausdruck der Trauer oder Apathie. In Ställen, in denen die Tiere schlecht gehalten werden, verharren sie häufig so. Erst kürzlich hat Greenpeace in einem Gutachten nachgewiesen, dass die Nutztierverordnung, welche die konventionelle Schweinemast regelt, gegen das Tierschutzgesetz und die Verfassung verstößt.

Landwirtschaftsminister setzt auf Billigproduktion

59 Millionen Schweine werden jährlich in Deutschland geschlachtet. Um die Kosten möglichst niedrig zu halten, fristen mehr als 90 Prozent ihr Leben in engen Buchten, ohne Auslauf oder Einstreu. Ihnen werden die Ringelschwänze abgeschnitten, um Beißattacken darauf vorzubeugen – eine Maßnahme, die seit 1994 in der EU verboten ist und eigentlich nur als Ausnahme erfolgen darf.

„Mit ein paar Kleinigkeiten hier und da kann Schmidt die Probleme in den Ställen nicht beheben“, so Hofstetter. „Wir brauchen eine umfassende Reform, konkrete Ziele, einen Zeitplan und Geld für den Umbau. Andere Länder wie Dänemark oder Schweden sind diesbezüglich viel weiter.“ Der Agraringenieur wirft Schmidt vor, bei der Fleischerzeugung auf eine auf den Weltmarkt ausgerichtete Billigproduktion zu setzen. So ist in den vergangenen 20 Jahren die Herstellung von Schweinefleisch um fast 50 Prozent gestiegen; kein anderes europäisches Land produziert so viel wie Deutschland.

Billig geht aber nur mit niedrigen Standards – auf Kosten von Tieren, Landwirten und Umwelt. Darunter leidet nicht nur das gesellschaftliche Ansehen der Landwirte. Viele Betriebe überstehen den Preiskampf nicht und müssen aufgeben – 90 Prozent schlossen in den vergangenen 20 Jahren. Von Schmidts Politik profitieren vor allem große Schlachthöfe und Discounter wie Lidl und Aldi, die ihre Kunden mit billigen Angeboten in die Supermärkte locken. Hofstetter fordert: „Auch sie stehen in der Pflicht, eine Wende einzuleiten und nur noch Fleisch aus guter verantwortungsvoller Tierhaltung anzubieten.“

Rechtsgutachten zur konventionellen Schweinemast

Rechtsgutachten zur konventionellen Schweinemast

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