Jetzt spenden
Zerstörter Torfwald in der Provinz Riau auf Sumatra, Indonesien, 22. Mai 2014
Gesche Jürgens / Greenpeace

Spiel mit dem Feuer

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

In Indonesien lodern zu dieser Jahreszeit wieder unzählige Brände. Der Papierkonzern APRIL ist mitschuldig.

Erst eine Woche ist es her, da berichteten Medien, die Waldzerstörung in Indonesien sei weitaus massiver als angenommen. Zudem entflammen in dieser Jahreszeit vor allem auf Sumatra wieder unzählige Brände, die weitere Regenwälder vernichten und die Luft verschmutzen. Neue Beweisfotos aus Greenpeace-Recherchen belegen, wie ein Papierkonzern dennoch weiterhin Regenwald zerstört und neue Waldbrände riskiert.

Der Täter ist kein Unbekannter: „APRIL“, eine Tochterfirma der RGE-Gruppe, ist der zweitgrößte Papier- und Zellstoffproduzent in Indonesien. Um Platz für Monokulturen wie zum Beispiel Akazien für die Papier- und Zellstoffproduktion zu schaffen, müssen in Indonesien riesige Regenwaldflächen weichen.

Die gute Nachricht: Eine wachsende Zahl von Wirtschaftsunternehmen lehnt es ab, mit solch zerstörerischen Geschäftspraktiken in Verbindung gebracht zu werden. So haben als Reaktion auf die Greenpeace-Beweise zahlreiche internationale Kunden ihre Verträge mit APRIL auf Eis gelegt. Darunter auch der US-amerikanische Bürobedarfskonzern Staples.  Auch die Firma Antalis bestätigte, die Beziehungen zu APRIL ruhen zu lassen, bis sich die Papierfirma eine Waldschutz-Policy auferlegt.

Ein Beispiel, dem weitere Abnehmer von APRIL folgen, hofft Gesche Jürgens, Waldexpertin von Greenpeace. So bezieht die weltgrößte Papierfirma International Paper nach wie vor Produkte von APRIL. In Deutschland gehört Papier Union zu den Kunden des Konzerns. „Wir fordern die Kunden von APRIL auf, ihre Lieferverträge so lange auszusetzen, bis der Konzern die Zerstörung der Regenwälder stoppt und eine ambitionierte Waldschutz-Policy umgesetzt hat“, so Jürgens.

Papierkonzern schmückt sich mit fremden Federn

APRIL zeigt sich bisher unverdrossen und rühmt sich laut interner Papiere, die Greenpeace vorliegen, prominenter Unterstützer. Sowohl WWF als auch die norwegische Regierung würden die Nachhaltigkeitspolitik unterstützen – was beide allerdings dementieren. Zum gleichen Zeitpunkt vernichteten pikanterweise Bulldozer im Auftrag der Firma Regenwald und Torfwälder auf der indonesischen Insel Padang, nahe der Küste Sumatras. Greenpeace-Kameras fingen Ende Mai 2014 auf dem Gebiet eines APRIL-Zulieferers ein, wie dichter Waldes gerodet und Torfböden entwässert wurden – ein Vorgang, bei dem massive Mengen klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre entweichen.

Die Fotos widerlegen die Versprechungen von APRIL, kein Land zu bearbeiten, das als „hoch schützenswerter Wald“ durch das sogenannte High Conservation Value Resource Network (HCVRN) klassifiziert ist. HCVRN hat Greenpeace International bestätigt, dass das Netzwerk nur bei zwei von geschätzten 50 Konzessionen, die APRIL beliefern, am Klassifizierungsprozess beteiligt wurde. HCVRN hat APRIL aufgefordert, die irreführende Behauptung richtigzustellen.

“Was APRIL sagt und tut, sind zwei völlig verschiedene Dinge”, sagt Jürgens. “Die üblen Geschäftspraktiken des Papierkonzerns tragen dazu bei, dass Wälder in Indonesien schneller schwinden als irgendwo sonst auf der Welt.“

APRIL nimmt Waldbrände in Kauf

Bei weiteren APRIL-Zulieferern konnte Greenpeace die Existenz großflächiger Feuer  dokumentieren, zum Beispiel auf Plantagen in der Konzession PT Sumatra Rang Lestari auf der Insel Rupat, die zur Provinz Riau auf Sumatra gehört. Nach Greenpeace-Analysen entfachen sich 3,5-mal häufiger Brände auf gerodetem als auf unberührtem Torfland. „Firmen wie APRIL zeigen gerne mit dem Finger auf Andere – doch die industrielle Rodung und Austrocknung von Torwäldern ist signifikant für die verheerenden Waldbrände“, so Jürgens. „Solange diese Wälder nicht geschützt sind, werden die Feuer weiter wüten.”

Verfolgt man das Firmengeflecht von APRIL, so stößt man auf weitere Unterfirmen der RGE-Gruppe, die im Zusammenhang mit Umweltverbrechen auftauchen. Darunter zum Beispiel den Palmölableger Asian Agri, der in einem UNEP/Interpol-Report auftaucht.  Große indonesische Firmen wie Golden Agri Resources (GAR), Asia Pulp & Paper (APP) oder Wilmar bewegen sich langsam in die richtige Richtung – ob APRIL diesem Beispiel folgen wird, bleibt abzuwarten. Greenpeace wird weiterhin Waldzerstörung aufdecken und auf die Abnehmer einwirken, ihren Einfluss für den Waldschutz geltend zu machen.

  • Feuer in der indonesischen Provinz Riau auf Sumatra, 3. Mai 2014

    Es brennt wieder

    Überspringe die Bildergalerie
  • Tesso Nilo National Park in der indonesischen Provinz Riau auf Sumatra, 30. September 2013

    So sollte es sein

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Petition

https://act.greenpeace.de/waldzerstoerung-stoppen

Wälder weltweit

Überall auf der Welt werden Wälder zerstört und damit der Lebensraum von Menschen und Tieren. Zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt müssen wir diese Zerstörung stoppen. Fordere die Bundesregierung auf, sich für ein Ende der Waldzerstörung stark zu machen!

Petition unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum

Mehr zum Thema

Junger Sumatra-Orang-Utan isst ein Blatt und krault sich unter der Achsel
  • 07.03.2024

Palmöl findet sich in etwa jedem zweiten Produkt im Supermarkt. Doch unser Ressourcenhunger vernichtet die letzten Regenwälder Südostasiens.

mehr erfahren
Greenpeace-Aktivisti demonstrieren vor dem EU-Rat in Brüssel

Nicht nur unmoralisch, sondern auch illegal! Greenpeace hat das EU-Mercosur-Abkommen unter die rechtliche Lupe nehmen lassen. Können wir den Giftvertrag jetzt endgültig stoppen?

mehr erfahren
Leopard am Flussufer beißt in eine Plastikflasche.
  • 09.11.2023

Kurz vor Verhandlungen zum UN-Plastikabkommen enthüllt Greenpeace: EU-Mercosur-Deal würde den Handel mit verbotenem Einwegplastik fördern.

mehr erfahren
Torben Dreyer, Gesche Jürgens, Sergio Domingo von Greenpeace im Helikopter
  • 26.10.2023

Im zweitgrößte Wald Südamerikas wird die Zerstörung immer dramatischer. Das EU-Mercosur-Abkommen könnte zur völligen Abholzung des Gran Chaco führen.

mehr erfahren
Drought in the Amazon - Wings of Emergency in Tefé in Brazil
  • 18.10.2023

Im Amazonasgebiet herrscht eine historische Dürre. Und das im Gebiet eines Regenwaldes! Greenpeace Brasilien versucht zu helfen.

mehr erfahren
Internationaler Frauentag in Sao Paulo
  • 14.07.2023

Das EU Mercosur-Abkommen bedroht Arbeitsplätze – bis zu 400.000 Jobs sind in Brasilien gefährdet, vor allem Frauen sind betroffen. Ein Interview mit Prof. Marta Castilho.

mehr erfahren