
Mitten in der Klimakrise
Europa im Hitzesommer
Greenpeace-Aktivist:innen bereisten im Juli Italien und Österreich und dokumentierten die Auswirkungen der Erderwärmung. Ein Erfahrungsbericht zwischen Höchsttemperaturen, Dürre und Bränden.
Kurz und knapp: Fragen zur aktuellen Gaskrise
Was passiert, wenn Russland die Gaslieferungen ganz einstellt?
Bei einem russischen Lieferstopp wäre die Gasversorgung zunächst weiterhin gesichert. Die Gasimporte aus anderen Ländern und das eingespeicherte Gas sind ausreichend, um den Bedarf im Sommer und Herbst zu decken. Allerdings würde es bei einem Lieferstopp sehr viel schwieriger, die Gasspeicher bis zum Herbst ausreichend zu füllen. Im Winter, wenn der Gasverbrauch durch Heizungen stark ansteigt, könnte es zu Versorgungsproblemen kommen. Wie schwer diese Versorgungsprobleme werden, hängt von den Temperaturen im Winter, den bis dahin realisierten Energieeinsparungen und der Verfügbarkeit zusätzlicher Gasimporte ab.
Was hält Greenpeace von dem Vorstoß, wegen der Gas-Krise Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen?
Bei Gasknappheit könnte eine mengenmäßig und zeitlich begrenzte Bereitstellung zusätzlicher Steinkohlereserve-Kapazitäten über die Winterhalbjahre 2022/23 und 2023/24 (also für 2 Jahre) helfen, um den Verbrauch von Erdgas im Stromsektor einzusparen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Ein Bereithalten von Braunkohlekraftwerken zur Abwendung der Gasknappheit lehnt Greenpeace aber ab. Die Nutzung der Braunkohlekraftwerke würde zu erheblichen CO2-Mehremissionen führen, obwohl sie nur einen marginalen Einfluss auf den Ersatz der Gaserzeugung in Deutschland hätte.
Um auszugleichen, dass bei der Kohleverstromung mehr CO2 ausgestoßen wird als bei der Gasverstromung muss das neue Gesetz einen entsprechenden Einsparpassus enthalten.
Brauchen wir LNG-Terminals?
Die Bundesregierung plant zum Ersatz von russischem Gas den Bau von bis zu 12 LNG-Terminals, die den Import von LNG-Flüssiggas mit Tankschiffen ermöglichen würden. Um Bau und Genehmigung zu beschleunigen, hat sie diese Projekte mit dem LNG-Beschleunigungsgesetz zum überragenden öffentlichen Interesse erklärt und für schwimmende Terminals Ausnahmen bei der UVP-Prüfung erlaubt. Vier schwimmende Terminals sollen bereits Ende 2022 bzw. Anfang 2023 betriebsbereit sein. Die geplanten stationären Terminals erfordern hingegen mindestens zwei bis drei Jahre Bauzeit.
LNG ist wegen des enormen Energieaufwands zur Gasverflüssigung und wegen Methanemissionen in der Vorkette klimaschädlicher als Pipelinegas. Der Ersatz von russischem Gas durch LNG-Importe darf daher nur eine vorübergehende Notlösung sein. Der Bau von LNG-Terminals muss daher auf das zur Abwendung einer Versorgungskrise nötige Minimum beschränkt werden. Das heißt, dass maximal die vier bereits angemieteten schwimmenden Terminals für einen Zeitraum von wenigen Jahren genutzt werden dürfen.
Hingegen würde der Bau stationärer LNG-Terminals keinen Beitrag zu den aktuellen, kurzfristigen Versorgungsproblemen leisten, aber einen fossilen Lock-In, d.h. eine langfristig Weichenstellung zum Import von LNG darstellen. Anstatt stationärer LNG-Terminals sollten besser Terminals, die von vornherein zum Import von grünem Wasserstoff konzipiert sind, errichtet werden.
Können länger laufende Atomkraftwerke bei der Gasversorgung helfen?
Nein. Ein Laufzeitverlängerung der verbleibenden drei Atomkraftwerke ist technisch nicht mehr umsetzbar, würde den Gasbedarf nur geringfügig senken und erhebliche Risiken mit sich bringen. Die Atomkraftwerke sind auf eine Abschaltung Ende 2022 ausgelegt, für eine längere Laufzeit würden Brennstäbe und Personal fehlen. Sie würde auch nur geringe Gaseinsparungen bringen, weil die Gaskraftwerke nur ca. 11 Prozent des Gasverbrauchs ausmachen. Das meiste Gas wird in Heizungen und für industrielle Prozesswärme verbrannt, beides können Atomkraftwerke nicht ersetzen. Ein Teil der Gaskraftwerke produziert auch noch Fernwärme, auch das können Atomkraftwerke nicht übernehmen.
Was also tun, wenn Putin das Gas zudreht?
Probleme könnten uns die beiden kommenden Winterhalbjahre bereiten. Das Gebot der Stunde ist nun, zügig Energie zu sparen. Die Bundesregierung muss jetzt mit starken Maßnahmen Privathaushalte und die Industrie in allen Branchen dazu bringen, weniger Gas zu verbrauchen. Außerdem muss der Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigt werden, denn nichts macht uns unabhängiger vom Import fossiler Brennstoffe als das.
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