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Kumi Naidoo, Geschäftsführerin von Greenpeace International, spricht bei der Verleihung der Public Eye Awards 2013 in Davos.
© Greenpeace / Ex-Press / Flurin Bertschinger

…und die Schmähpreise gehen an… Goldman Sachs & Shell!

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Greenpeace Schweiz und die Erklärung von Bern (EvB) vergeben heute den Public Eye Award, den Preis, der für herausragende Fälle von Profitgier und Umweltsünden verliehen wird. Das Ergebnis steht nun fest: Der Jurypreis geht an die US-Bank Goldman Sachs. Online konnte bis gestern über den Publikumspreis abgestimmt werden. Rund 16 500 Personen stimmten für Shell.

Insgesamt sieben Großkonzerne nominierte die Jury für den Public Eye Award, heute steht der Gewinner fest. Greenpeace Schweiz und die Public Eye (früher "Erklärung von Bern") vergeben den Preis feierlich den an die US-Bank Goldman Sachs. Als zentraler Akteur in der finanzgetriebenen Globalisierung hat der Bankkonzern sich diese Ehre gebührend verdient. "Die Derivate-Deals von Goldman, die Griechenland in die Eurozone schummelten, verpfändeten die Zukunft der Griechinnen und Griechen. Zudem sind die Manager von Goldman Sachs Meister der Drehtür - durch den Wechsel in politische und öffentliche Ämter sichern sie der Bank die Geschäfte von morgen", erklärte Andreas Missbach, Finanzexperte der Erklärung von Bern die Entscheidung.

Michael Baumgartner, Jury-Vorsitzender der Public Eye Awards ergänzt: "Goldman Sachs ist nicht nur einer der Hauptgewinner der Finanzkrise. Die Bank ist darüber hinaus ein wichtiger Player im Rohstoff-Casino: Sie hat diese Märkte als neue Geldquelle erschlossen und destabilisiert die Rohstoffpreise. Wenn die Preise für Nahrungsmittel wie 2008 alle Rekorde brechen, werden Millionen Menschen in Hunger und Elend gestürzt."

An der Wahl des Konzerns, an den der Publikumspreis geht, haben sich knapp 42 000 Internetnutzer beteiligt. Rund 16 500 von ihnen entschieden sich für den niederländisch-britischen Konzern Shell. Den Ölkonzern, der für seine risikoreichen und schmutzigen Ölförderprojekte bekannt ist - zuletzt mit dem Vorhaben, in der Arktis zu bohren. Der Konzern legte in den letzten Monaten eine bedenkliche Pannenserie hin, dabei hat er mit den Bohrungen noch nicht einmal angefangen.

Schätzungen gehen davon aus, dass die Ölreserven der Arktis nur drei Jahre reichen. Dafür setzt Shell eines der letzten Naturparadiese der Erde aufs Spiel und gefährdet den Lebensraum von vier Millionen Menschen und einer einzigartigen Tierwelt. Experten sind sich sicher: Eine Ölkatastrophe ist jederzeit möglich und kann unter den in der Arktis herrschenden Bedingungen kaum eingedämmt werden. Kumi Naidoo, Direktor von Greenpeace International, sagt: "Shell hat 4,5 Milliarden Dollar in ein unsinniges, hochriskantes Projekt investiert und damit nur Probleme geschaffen. Die Publikumswahl zeigt, dass die Öffentlichkeit ein wachsames Auge auf Shell hat und dessen ruchloses Vorgehen auch in Zukunft sanktionieren wird."

Die Verleihung des Public Eye Award findet nicht von ungefähr zeitgleich zum World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Die Veranstaltung soll eine kritisches Gegengewicht liefern zu jener Zusammenkunft der "Global Player", den Akteuren der Weltwirtschaft, deren Geschäftspraktiken in der Regel auf menschen- und umweltverachtend sind.

Der Stargast der Preisverleihung, der renommierte Autor, Ökonom und Ex-Bankenregulator Professor William K. Black kennt die Probleme einer deregulierten Weltwirtschaft und spricht heute in Davos über die kriminelle Energie der Konzerne, die Oligarchie der Finanzindustrie und den Zustand der Demokratie.

Dr. Ulrich Thielemann, Direktor der Denkfabrik für Wirtschaftsethik Berlin und von 2001 bis 2010 Vizedirektor des Instituts für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen, führt aus wissenschaftlicher Sicht an: "Dem rücksichtslosen Wettbewerb auf Kosten der Menschenrechte und der Umwelt muss ein Ende gesetzt werden. Wirklich verantwortungsbewusste Unternehmen müssten den Schritt der Regulierung begrüßen, denn er würde sie vom schmutzigen Konkurrenzkampf der profitgetriebenen Großkonzerne befreien."

Neben Goldman Sachs und Shell waren im Vorfeld die Firmen Alstom (FR), Coal India (IN), G4S (UK), Lonmin (ZA) und Repower (CH) nominiert.

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