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Niemand will gentechnisch veränderten Weizen auf den Feldern 09/16/2003
Thomas Porter / Greenpeace

Rückschläge für Monsanto

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Der Agrochemie-Konzern Monsanto hat beschlossen, die Markteinführung seiner gentechnisch veränderten Produkte in Europa nicht weiter voranzutreiben. Dies geht aus einem Bericht der dänischen Website "Investigative Reporting Denmark" hervor. Gleichzeitig machte die US-Landwirtschaftsbehörde USDA gestern öffentlich, dass auf einem Feld in Oregon genmanipulierter Weizen gefunden wurde. Laut USDA handelt es sich um eine von Monsanto entwickelte Weizensorte, die nicht zum Anbau zugelassen ist.

In einem Interview bestätigte der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit für Monsanto in Europa, Brandon Mitchener, dass Monsanto bereits 2011 entschieden habe, in Europa keine genmanipulierten Agrarprodukte mehr zu vermarkten. Ausgenommen von dieser Strategie sind Spanien und Portugal. Er begründet die Entscheidung damit, dass die europäischen Verbraucher Gen-Lebensmittel stark ablehnen. Nur in Spanien und Portugal seien die genetisch manipulierten Pflanzen "willkommen". Davon nicht berührt seien jedoch bereits laufende Feldversuche in drei europäischen Ländern, die "Investigative Reporting Denmark" als Rumänien, die Slowakei und Tschechien identifiziert. Stattdessen konzentriere sich Monsanto nun auf die Vermarktung von "hybriden oder konventionellen Pflanzen", etwa Mais, Raps und Gemüse.
Damit haben die kritischen europäischen Verbraucher einen großen Sieg gegen die riskante Gentechnik in der Lebensmittelproduktion errungen. Im vergangenen Jahr hatte bereits der Chemie-Riese BASF seine Gentech-Pläne in Europa aufgegeben, nachdem seine Gen-Kartoffel Amflora auf enormen Widerstand gestoßen war.

"Mit ihrem sturen Fokus auf die Gentechnik haben Monsanto und andere Biotech-Konzerne den Fortschritt zu lange behindert. Gentechnik ist eine undurchdachte und veraltete Technologie. Sie bedroht Umwelt und Gesundheit und kann keine der Lösungen bereitstellen, die die Landwirtschaft dringend benötigt. Anderen innovativen Biotechnologien und agrarökologischen Methoden sollte nun Raum geschaffen werden um europäischen Landwirte und Konsumenten echten Nutzen zu bringen", sagt Greenpeace-Gentechnikexperte Dirk Zimmermann.

Oregon: Nicht zugelassener Gen-Weizen auf dem Feld

Auf Kritik stößt Monsanto derzeit auch in den USA. In Oregon hatte ein Landwirt auf seinem Feld eine Weizensorte entdeckt, die resistent gegen das Unkrautvernichtungsmittel Roundup ist. Wie die "Washington Post" gestern berichtete, informierte der Landwirt die Oregon State University, nachdem Arbeiter festgestellt hatten, dass einige Weizenpflanzen trotz des Einsatzes von Herbiziden nicht abstarben. Die Universität informierte nach einigen Labortests die USDA. Diese schreibt in einer gestern veröffentlichten Presseerklärung, weitere Labortests wiesen darauf hin, dass es sich um "die selbe gentechnisch veränderte Glysophat-resistente Weizensorte, mit der Monsanto in 16 Staaten von 1998 bis 2005 Feldversuche durchführen durfte" handelt. Zwar versichern sowohl die Behörde als auch Monsanto selbst, dass von dem genmanipulierten Getreide keinerlei Gefahr für die Gesundheit ausgehe, doch es regen sich bereits Befürchtungen, der Fund könnte den US-amerikanischen Getreidehandel gefährden. Denn nicht nur in Europa, sondern weltweit stehen Verbraucher der Gentechnik sehr skeptisch gegenüber und viele Länder erlauben die Einfuhr gentechnisch veränderter Produkte nicht.In Oregon wird nun versucht zu klären, wie der Monsanto-Weizen, der bereits seit 2005 nicht mehr hergestellt oder getestet wird, auf das Feld gelangen konnte. Viel wichtiger jedoch: Wie weit haben sich die genmanipulierten Pflanzen verbreitet? Sollten die Ermittler feststellen, dass die Weizensorte auch in anderen Feldern, Betrieben oder gar Bundesstaaten wächst, würde nicht nur die gesamte Getreidebranche sondern auch Monsanto ein Riesenproblem bekommen.

Gentechnik wird weltweit abgelehnt

Dass Monsanto derzeit so viele Rückschläge und Kritik einstecken muss, zeigt, dass die Verbraucher keine Gentechnik in ihren Lebensmitteln haben wollen. "Der aktuelle Gen-Weizen-Skandal beweist erneut, wie gefährlich Agro-Gentechnik ist: Gen-Pflanzen sind nicht kontrollierbar. Genmanipulierter Weizen wird weltweit abgelehnt, Verunreinigungen bedrohen nicht nur die gentechnikfreie Landwirtschaft, sondern die Sicherheit eines Grundnahrungsmittels", sagt Greenpeace-Experte Zimmermann. Greenpeace warnt vor dem Einsatz von Gentechnik in der Lebensmittelproduktion und fordert eine Nulltoleranz für gentechnische Verunreinigungen in Saatgut. Die Behörden in den USA und die Kontrollstellen in Europa müssen nun sofort aufklären, ob es verunreinigte Importe gegeben hat. "Der in Deutschland geplante Versuchsanbau von Gen-Weizen darf angesichts des unkontrollierbaren Risikos auf keinen Fall erfolgen", so Zimmermann. 

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