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Drei Jugendliche sitzen vor einem Laptop und schauen sich etwas an.
Bas Beentjes / Greenpeace

Greenpeace-Nachhaltigkeitsstudie untersucht Engagement von Jugendlichen

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Gutes tun per Mausklick – für Chiara Wöhle gehört das zum Alltag. Die 23-jährige Studentin unterschreibt regelmäßig Online-Petitionen mit ökologischen und sozialen Anliegen. „Das geht schnell, ist unkompliziert, und man kann sich für das einsetzen, was einen bewegt“, erklärt sie.

In ihrer Generation ist diese Einstellung keine Ausnahme – das belegt das zweite Greenpeace-Nachhaltigkeitsbarometer. Im Rahmen der repräsentativen Studie (durchgeführt von der Leuphana Universität Lüneburg) wurden im vergangenen Sommer rund 1500 Personen zwischen 15 und 24 Jahren zu ihrem Engagement zum Thema Nachhaltigkeit befragt.

Engagement wird kurzfristiger

Das Ergebnis: Mit 92 Prozent setzt sich eine klare Mehrheit für soziale und ökologische Themen ein. Besonders in ihrer direkten Umgebung und über das Internet beteiligen sich die jungen Menschen an Aktionen.

Auch Chiara würde sich gerne stärker in ihrem Umfeld engagieren. Besonders das Verteilen von überschüssigen Lebensmitteln im Rahmen von Foodsharing-Projekten interessiert sie. Allerdings ist die 23-Jährige für langfristige Verpflichtungen zu viel unterwegs. „Meinen Bachelor habe ich in Italien gemacht, meinen Master in Dänemark, und jetzt bin ich für ein Praktikum in Hamburg“. Ihre Alternative zum Vor-Ort-Engagement: „Ich teile Foodsharing-Seiten auf Facebook und rufe andere zum Mitmachen auf“.

Genau wie Chiara möchten viele Befragungsteilnehmende individuell, kurzfristig und ohne aufwendige Absprachen oder Mitgliedschaften aktiv werden. So boykottieren mehr als 30 Prozent der Befragten in ihrem Privatleben Produkte, bei deren Herstellung nicht auf Umweltschutz oder Menschenrechte geachtet wurde. 29 Prozent engagieren sich für ökologische und soziale Belange in ihrer Region.

Direkte Wirkung zählt

Dass Aktionen tatsächlich etwas bezwecken, ist heute für Jugendliche ausschlaggebend – nicht der lautstarke Protest. Ein Drittel der Befragten beteiligt sich daher über Online-Petitionen virtuell. „Jugendliche nehmen auf ihre Art an gesellschaftlichen Prozessen teil“, erklärt Thomas Hohn, Greenpeace-Experte für Bildung. „Anstatt nach Ehre, Amt und Dank fragen sie vielmehr nach der direkten Wirkung.“

Dementsprechend nutzen viele das persönliche Lebensumfeld für soziales und ökologisches Engagement. Im eigenen Haushalt Energie zu sparen und unnötigen Müll zu vermeiden, ist dabei für mehr als 70 Prozent der Befragten selbstverständlich. „Ich kaufe ökologisch und regional ein, esse sehr wenig Fleisch und trenne Müll – aber das ist doch in meiner Generation auch fast normal“, erklärt Chiara.

An traditionellen Aktionsformen wie Demonstrationen nehmen junge Menschen zwar etwas seltener teil, sie sind aber nach wie vor beliebt. Allerdings fällt der konkrete Einstieg in Organisationen, Vereine und Politik vielen Jugendlichen schwer. Herabgesetzt werden kann diese Hemmschwelle primär von den verschiedenen Organisationen selbst – durch mehr Mitspracherecht für junge Mitglieder, echter Jugendbeteiligung auf Augenhöhe und einer stärkeren Anerkennung für eher kurzfristiges Engagement.

Bildung fördert Engagement

Auch Schulen sind laut dem Nachhaltigkeitsbarometer ein entscheidender Faktor für die gesellschaftliche Teilhabe von Jugendlichen. So sorgt eine Auseinandersetzung mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung im Unterricht bei Schülerinnen und Schülern für mehr Bereitschaft zu ökologischem Engagement. Die Menge und besonders die Qualität solcher Unterrichtseinheiten lassen aber noch immer zu wünschen übrig und hängen häufig an einzelnen Lehrkräften. Greenpeace fordert daher die flächendeckende Verankerung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Lehrplänen.

Chiara ist schon einen Schritt weiter. Sie beschäftigt sich auch in ihrem Studium mit Nachhaltigkeit: „Meine Bachelorarbeit habe ich über die Sharing-Economy geschrieben, und der Schwerpunkt meines Masters ist Umwelt- und Ressourcenmanagement.“ Die neue Generation sucht sich also trotz aller Hürden ihre eigenen Wege. „Jugendliche setzen sich vor allem online aber auch offline für das ein, was sie beschäftigt“, so Hohn. „Von der viel beschriebenen Passivität der Jugend kann keine Rede sein.“

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