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Imkerin Leena Ramcke (rechts) und Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff
Bente Stachowske / Greenpeace

Stadtimkern beim Fußballclub

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Was Menschen in die Städte zieht, gefällt auch Bienen an der Urbanität: Es ist angenehm abwechslungsreich. Oder wie es Jetta Leena Ramcke etwas biologischer ausdrückt, „keine Monokultur“ – die pflanzliche Vielfalt in Hamburg schlägt das Einerlei der Landwirtschaftsflächen außerhalb der Ballungszentren. Die Imkerin hat die Aufsicht über zwei Bienenvölker, die am Rand des Millerntorstadions des FC St. Pauli fleißig Honig produzieren: in diesem Jahr sind es 67 Kilo.

Der „Ewaldbienenhonig“ (mehr oder weniger benannt nach dem Ex-Trainer des Kiezklubs, Ewald Lienen) ist eines von vielen Stadtimker-Projekten in Deutschland. Die Maßnahme ergibt Sinn, und das lässt sich sogar in Zahlen darstellen: Die Menge an Honig, die ein Bienenvolk im Jahr erzeugt, liegt im Schnitt bei rund 20 Kilo, der von den Fußball-Bienen produzierte schlägt diese Marke deutlich: Denn den Bienen geht es in der Stadt schlicht besser.

Wo sind die Insekten?

Auf dem Land sind nicht nur Monokulturen ein Problem. Der hohe Einsatz von Pestiziden setzt den Bienenvölkern immens zu, die Folge ist nicht nur eine schlechte Honigernte. Die Menschheit braucht Bienen, „ein Drittel unserer Nahrungsmittel ist von Bienenbestäubung abhängig“, sagt Christiane Huxdorff, Greenpeace-Expertin für Landwirtschaft. Zu ihrer Rettung können wir aber alle etwas beitragen: Etwa, indem wir ökologische Produkte kaufen, Supermärkte nach ihren Zulieferern ausfragen, gezielt Politiker ansprechen und selbst auf Pestizide verzichten. Wer einen Garten oder Balkon hat und etwas Saatgut kauft, kann nämlich ganz aktiv etwas für die Bienen tun: Auf einer Blühwiese finden die Insekten ausreichend Nahrung.

Auf der Pressekonferenz anlässlich der Abfüllung des Stadthonigs nimmt Namenspate Lienen noch die Politik ins Gebet und warnt: „Erst trifft es die kleinsten Lebewesen, aber der letzte, der runterfällt, ist der Mensch.“ Die 160.000 Bienen, die auf dem Gelände des Fußballvereins den Honig machen, leben neben der Haupttribüne (dort ist es wärmer als über der Geschäftsstelle in der Südtribune, wo sie die ersten Monate untergebracht waren). Dass solche Projekte nicht die Lösung für das Bienensterben auf dem Land sind, ist klar. „Aber wir versuchen, damit zu sensibilisieren und zu Eigenverantwortung aufzurufen“, so Lienen. Mit der Entscheidung für Bio-Produkte kann jede und jeder zum Überleben der Bienen beitragen. Die Begeisterung über die Honiggläser legt immerhin nahe: Das mit der Aufmerksamkeit funktioniert schon mal.

  • Pressekonferenz mit Ewald Lienen, Christiane Huxdorff und Leena Ramcke

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