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Biogasanlage "Schradenbiogas" in Groeden bei Dresden.
Paul Langrock/Greenpeace

Biogasförderung eingeschränkt

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Nun ist es auch bei Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner angekommen: Die bestehende Biogasförderung muss dringend korrigiert werden. Anlässlich einer Berliner Konferenz über Öko-Energie warnte Aigner vor höheren Energiepreisen und kündigte Kürzungen an.

Das Potenzial der Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung ist in Deutschland fast ausgeschöpft. Die hohe Einspeisungsvergütung des Erneuerbare Energiengesetzes (EEG) hat dazu geführt, dass die Erzeugung von Strom über Biogasanlagen in den vergangenen Jahren rapide zugenommen hat. Da vorwiegend Silomais verwendet wird, gibt es in der Umgebung von großen Biogasanlagen immer mehr Mais-Monokulturen, mit schwerwiegenden ökologischen Auswirkungen.

Zusammen mit ihrem Kollegen Röttgen muss Ministerin Aigner nun auch die entsprechenden Konsequenzen ziehen, sagt Martin Hofstetter, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace. Die dramatische Fehlentwicklung muss gestoppt und die viel zu hohe, zu komplizierte und falsch ausgerichtete Biogasförderung abgebaut werden.

Die meisten Pflanzen, die in Biogasanlagen eingesetzt werden, sind alles andere als "Bio". Vor allem wird schnellwachsender Mais für die Energiegewinnung angebaut. Mais ist ein sogenannter Humuszehrer und baut im Ackerboden Kohlenstoff ab, der als CO2 entweicht und unser Klima schädigt. Zudem wird Mais intensiv mit Stickstoff gedüngt, was erhebliche Lachgasemissionen verursacht. Lachgas ist ein besonders klimaschädliches Gas. Im Vergleich zu CO2 ist die klimaschädliche Wirkung je Gewichtseinheit etwa 300-mal stärker.

Biogasanlagen sind nicht per se nachhaltig

Aufgrund ihres Flächenbedarfs bei der Produktion von Ackerpflanzen sind Biogasanlagen keine nachhaltige Lösung des Energieproblems. Je umfangreicher Biogasanlagen gebaut werden, desto größer ist ihr Flächenbedarf - und das damit verbundene Problem.

Eine nachhaltige Nutzung von Biomasse muss sich auf derzeit noch ungenutzte Potenziale wie beispielsweise organische Reststoffe und deren hocheffiziente Nutzung konzentrieren. Den Anbau von Energiepflanzen wie Mais auszuweiten, ist umweltpolitisch kontraprokuktiv.

Greenpeace fordert bei der Weiterentwicklung des EEG, das gesamte Tarifsystem inklusive der Boni auf den Prüfstand zu stellen. Denn der hohe Bonus für nachwachende Rohstoffe (Ackerpflanzen) ist hauptverantwortlich für den zunehmenden Monokulturanbau in Deutschland.

Statt eines Bonus für nachwachsende Rohstoffe sollte ein nach Anlagengröße gestaffelter Bonus für Biomasse aus naturverträglich angebauten Mischkulturen, Grünland und Kleegras gewährt werden. Dabei sollte dieser Bonus auf eine maximale Anlagengröße von einem Megawatt beschränkt werden.

Zudem sollte statt des bisherigen Güllebonus ein Restoffbonus für die Nutzung von Substraten wie Bioabfällen und Wirtschaftsdünger anteilig gewährt werden. Strom aus Biogas bietet sich vor allem als Regel- und Ausgleichskapazität an, um Leistungsspitzen in der Stromnachfrage auszugleichen.

Greenpeace Aktivist:innen protestieren gegen Biokraftstoff am Eingang der Ethanolanlage von Crop Energies in Zeitz. Ihre Forderung "Kein Essen in den Tank" steht auf englisch auf einem Banner.

Biokraftstoffe sind eingeführt worden, um den Klimaschutz voranzutreiben und die Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren. Diese Ziele sind richtig, doch Biosprit ist der falsche Weg dorthin.

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