Den Emissionshandel retten
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Der Preis für eine Tonne CO2 hat mit derzeit 6,50 Euro einen historischen Tiefstand erreicht (Stand: Juni 2012). Der europäische Emissionshandel - kurz ETS - bietet deshalb Unternehmen momentan keine Anreize für klimafreundliche Investitionen. In der EU erhält jedes vom Emissionshandel erfasste Unternehmen eine feste Menge an Verschmutzungsrechten, die jährlich abnimmt. Stößt ein Unternehmen weniger Klimagase aus als es Zertifikate hat, kann es die überschüssigen Emissionsrechte an andere Unternehmen verkaufen. Liegt sein Ausstoß höher, muss es am CO2-Markt zusätzliche Zertifikate kaufen.
Zu viele Verschmutzungszertifikate drücken den Preis
Die Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace und dem WWF kommt zu dem Ergebnis, dass 2013 rund 2 Milliarden überschüssige Zertifikate vorhanden sein werden - dies entspricht fast den gesamten Emissionen aller vom EU ETS erfassten Anlagen für ein Jahr. Diese große Menge schwächt den ETS massiv. Grund für die Schwemme sind die Wirtschaftskrise sowie enorme Mengen an Gutschriften aus Auslandsprojekten. Durch Klimaschutzmaßnahmen im Ausland können Unternehmen die Gesamtmenge ihrer Zertifikate erhöhen, was vor allem deutsche Firmen übermäßig nutzen. Allerdings bringen diese Projekte oft kaum etwas für den Klimaschutz.
Die Studie zeigt sehr klar, dass die vom EU-Parlament vorgeschlagene Maßnahme, rund 1,4 Milliarden Zertifikate nur kurzfristig aus dem Markt zu nehmen, nicht ausreicht, um den CO2-Preis zu erhöhen. Stattdessen müssten die Zertifikate mindestens zehn Jahre stillgelegt und die jährliche Emissions-Minderungsvorgabe und damit das zu schwache europäische Klimaziel deutlich verschärft werden. Wenn die EU-Staaten ihr Klimaschutzinstrument bewahren wollen, müssen sie es dringend der neuen Realität anpassen sagt Stefan Krug, Leiter der Politischen Vertretung von Greenpeace.
Im Jahr 2020 will die EU 20 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als 1990, hat davon aber heute schon 17 Prozent erreicht. Ein 25 Prozent Ziel ohne Auslandsgutschriften würde Reduktionen von 2,6 Prozent jährlich erfordern und den CO2-Preis bis zum Jahr 2020 um bis zu 17 Euro erhöhen. Ein 30 Prozent Klimaziel würde Reduktionen von 3,9 Prozent jährlich erfordern und den CO2-Preis bis zum Jahr 2020 um mehr als 20 Euro erhöhen. Angesichts des sich verschärfenden Klimawandels fordern Greenpeace und der WWF ein EU-internes Ziel von mindestens 30 Prozent.