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Klimafreundlich: Der 1. FC Mainz 05
Christian Schildmacher, Mainz 05/ENTEGA

Aus dem Greenpeace Magazin 2/2011

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Nicht nur fußballerisch zählt der 1. FSV Mainz 05 seit Jahren zu Deutschlands Spitzenteams - er ist auch der erste klimaneutrale Verein der Bundesliga. Neben Torwart und Platzwart gibt es bei Mainz auch einen Klimawart: Stephan Bandholz hat dem Klub ein verschärftes Klimatraining verordnet. Stadion, Geschäftsstelle, Fanshop und Catering-Firma werden mit Ökostrom versorgt, das Lüftungssystem des Stadions wurde optimiert.

All dies spart jährlich 250 Tonnen CO2, hat das Öko-Institut errechnet. Die übrigen 2.400 Tonnen Treibhausgase auf dem Mainzer Klimakonto, so viel wie 240 Deutsche pro Jahr verursachen, sollen durch Aufforstungen in Kanada ausgeglichen werden. Man habe einen neuen Maßstab in Sachen Klimaschutz im Profisport gesetzt, erklärt Vereinspräsident Harald Strutz stolz.

Den größten Brocken in der CO2-Bilanz machen aber die Fans aus, wenn sie mit dem Auto zum Stadion fahren. Deshalb erklärte Mainz im Dezember das Heimspiel gegen den HSV zum autofreien Spieltag - viele Fans kamen trotz Schmuddelwetters mit dem Fahrrad. Auch ihre Idole machen mit: Die Mannschaft bekam durch Klimawart Bandholz eine Klimaschutz- Taktikschulung, viele Spieler beziehen selbst Ökostrom - und Abwehrspieler Niko Bungert wurde zum Klimabotschafter ernannt. Hinter solchen Aktionen steckt der Hauptsponsor des Vereins, der Stromanbieter Entega. Er versorgt 400.000 seiner mehr als eine Million Kunden mit Ökostrom, vor allem aus Wasserkraft.

Doch Mainz ist nicht der einzige Bundesliga-Klub, der den Klimaschutz für sich entdeckt hat. Auch der HSV bezieht seit 2010 Entega-Strom. Zudem will der Gebäudeausrüster Imtech, derzeit Namenspatron des Hamburger Stadions, bei dessen energetischer Sanierung zeigen, was er kann: Nach Abschluss der Arbeiten soll die Arena 20 bis 30 Prozent weniger Energie verbrauchen.

Umgebaut wird auch in Bremen: Die Fassade und das Dach des Weserstadions ziert bald eine Fotovoltaikanlage, so groß wie zwei Fußballfelder - die Betonburg der Grün-Weißen verwandelt sich in ein blau schimmerndes Hightechstadion. Solarzellen sind das sichtbarste Symbol für das Ergrünen der Liga: Auch in Freiburg, Kaiserslautern, Dortmund und Nürnberg liefern sie Strom vom Stadiondach.

Im Sommer richtet Deutschland die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen aus - hier soll die Green Goal-Initiative der Herren-WM 2006 fortgesetzt werden. Die Stadien werden einem rigiden Umweltcheck unterzogen und bieten während der WM Biokost und regionales Essen an. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will die WM als Auftakt nutzen, um den Umweltschutz dauerhaft in seine Arbeit aufzunehmen.

Noch wichtiger für den Klimaschutz ist aber, was sich abseits der großen Stadien tut - im Breitensport. In den mehr als 100.000 deutschen Sport- und Schwimmhallen entstehen durch Heizung, Warmwasserbereitung und Beleuchtung jährlich rund 7,5 Millionen Tonnen CO2. Das Sparpotenzial ist riesig: In den Sporthallen, die zwischen 1950 und 1965 gebaut wurden, ließe sich nach Angaben des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) der Energieverbrauch um 60 Prozent senken - allein dadurch könnten eine Million Tonnen Treibhausgase im Jahr vermieden werden.

Über das Webportal www.klimaschutz-im-sport.de gibt der Verband Tipps für Energieberatung, Fortbildung und Finanzierung. Der Sanierungsbedarf ist enorm, sagt Bianca Quardokus vom DOSB. Eine bessere Wärmedämmung oder eine neue Heizungsanlage können das Klima schützen und die Vereinskasse schonen.

Das größte Umweltproblem im Sport bleibt aber die Mobilität. Der DOSB wirbt deshalb für die Internetplattform www.greenmobility.de - über sie sollen Mitfahrgelegenheiten zu Sportveranstaltungen vermittelt werden. Zu Auswärtsspielen der Bundesliga kann man außerdem gut mit der Bahn fahren. Schwieriger wird es bei internationalen Sportereignissen. Selbst das erfolgreiche Green Goal 2006 konnte die Umweltbelastungen nicht ausgleichen, die Hunderttausende von Fans durch ihre Flüge nach Deutschland verursacht haben.

Der HSV geht auch hier in die Offensive: Er kompensiert den Klimaschaden, den die Spieler beim Fliegen anrichten, mit Zertifikaten vom Verein atmosfair. So werden Umweltprojekte in Schwellenländern finanziert, die CO2-Emissionen in ähnlicher Höhe vermeiden. Doch leider zeigt das Hamburger Beispiel auch, welche Widersprüche sich im kommerziellen Bundesligabetrieb ergeben. Denn auf ihrer Brust fordern die HSV-Kicker zur Klimasünde auf: Fly Emirates.

(Autor: Bernhard Pötter)

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