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Kartoffeln
© Axel Kirchhof / Greenpeace

BASF stampft Gen-Kartoffeln endgültig ein

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Die BASF hat die Zulassungsprozesse für ihre gentechnisch veränderten Kartoffelsorten Fortuna, Amadea und Modena in Europa gestoppt. Das Engagement in Sachen Agro-Gentechnik in der EU ist für den Chemiekonzern damit endgültig beendet. Anfang 2012 war bereits die Entwicklungsarbeit für den europäischen Markt aufgegeben worden. Nun ist es der BASF offensichtlich zu aufwändig und kostspielig geworden die Zulassungen für die Gen-Kartoffeln wie ursprünglich beabsichtigt weiter zu betreiben.

Der vollzogene Schritt ist angesichts der Marktchancen der Kartoffeln nur konsequent. Vorwerfen lassen muss sich die BASF nur die allzu späte Einsicht. Die Ablehnung genmanipulierter Kartoffeln durch die Lebensmittelindustrie hatte Greenpeace bereits 2010 offengelegt. Und auch die für die industrielle Stärkeproduktion maßgeschneiderten BASF-Kartoffeln weckten keinerlei Interesse: die seit 2010 für den Anbau zugelassene Amflora musste mangels Nachfrage bereits 2011 von der BASF selber weiter vermehrt werden.

Mit der grossflächigen Projektion "Nein zur Gen-Kartoffel!" und einer Kartoffelfratze auf das Bundeskanzleramt in Berlin haben Greenpeace-Aktivisten gegen den Anbau der umstrittenen Gen-Kartoffel "Amflora" protestiert, März 2010.

Der schwarz-gelben Bundesregierung kommt die Entscheidung der Europäischen Kommission, die Gen-Kartoffel Amflora zuzulassen, gelegen. Greenpeace nicht.

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Woher die BASF ihren Optimismus nahm, ihre nun zurückgezogenen Stärkekartoffeln "Amadea" und "Modena" könnten ein kommerzieller Erfolg werden, wird Betriebsgeheimnis bleiben. Der Stärkeindustrie stehen gentechnikfreie Alternativen zur Verfügung, denen zudem das Risiko einer Vermischung fehlt. Wie reell dieses ist, bewies ausgerechnet die BASF selbst, als schon im ersten Anbaujahr versehentlich die nicht zugelassene Amadea einen Amflora-Acker verunreinigte.

Ebenfalls mit sofortiger Wirkung eingestellt wurde die Speisekartoffel "Fortuna", denen die BASF gentechnisch eine Resistenz gegen die im Kartoffelanbau gefürchtete Kraut- und Knollenfäule eingebaut hatte. Eine Chance am Markt als Chips oder Pommes dürfte für die Knolle auszuschließen gewesen sein. Und fraglich scheint auch die dauerhafte und vollständige Resistenz der Kartoffel, die auf der Übertragung von nur zwei Resistenzgenen beruht. Das Durchbrechen dieser Resistenz durch den Krankheitserreger ist nur eine Frage der Zeit.

Zweifel sind zudem an der Funktionsfähigkeit der Resistenzgene angebracht: Die gentechnische Manipulation ignoriert die Komplexizität biologischer Vorgänge wie etwa die Regulation von Genen. Erkenntnisse der molekularbiologischen Grundlagenforschung machen dies immer deutlicher, gleichzeitig können sie in gentechnikfreien, modernen Züchtungsmethoden erfolgreich eingesetzt werden.

Vielleicht steht auch die Einstellung der BASF-Aktivitäten in Sachen genmanipuliertem Futtermaises mit veränderten Inhaltsstoffen in diesem Zusammenhang. Nicht ins Bild passt hingegen die von der BASF verkündete neue Fokussierung auf die Entwicklung von Gen-Mais mit Pilzresistenzen. Eine echte Neuausrichtung verpasst der Konzern damit erneut. Dabei hat die Realität längst unter Beweis gestellt: Agrogentechnik ist keine Zukunftstechnologie, sondern in der Praxis gescheitert. 

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