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Grafik Vattenfalls riskantes Geschäft
Greenpeace

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Bis zum Jahr 2020, so der Wille der schwedischen Regierung, soll Vattenfall seinen CO2-Ausstoß von zuletzt knapp 90 Millionen Tonnen auf 65 Millionen Tonnen senken. Das geht eigentlich nur, wenn der Energiekonzern das besonders klimaschädliche Braunkohlegeschäft ganz oder in Teilen aufgibt. Entsprechend absehbar ist eine Debatte über einen möglichen Verkauf.

Deshalb hat Greenpeace beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine Studie in Auftrag gegeben. Darin werden die wirtschaftlichen, juristischen und ökologischen Risiken untersucht, derer sich jeder potenzielle Käufer bewusst sein sollte.

Kraftwerke in Bedrängnis

Die Ergebnisse zeigen: Die heute noch profitable Braunkohlesparte birgt enorme Unsicherheiten, die das Geschäft künftig stark gefährden. Das ist zum einen die deutsche Energiewende, die einen steigenden Anteil Erneuerbarer Energien und gleichzeitig sinkende Emissionen vorsieht. Beides wird die besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke mittelfristig in Bedrängnis bringen. Schon Deutschlands Ziel, seinen CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent zu senken, ist nur mit starken Einschnitten bei den Kohlekraftwerken zu erreichen. Das ergibt ein hohes Risiko besonders für Unternehmen, die wie Vattenfall mit weiteren Tagebauen planen.

Zudem bestehen juristische Risiken. Ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 17. Dezember 2013 stärkt nicht nur die Rechte der Betroffenen, sondern verschärft auch die Anforderungen an die „Gemeinwohlbegründung“ für Enteignungen und Umsiedlungen; da Braunkohle im zukünftigen deutschen Energiesystem nicht mehr systemkritisch ist, besteht auch kein übergeordneter Grund mehr zu ihrer Erschließung.

Braunkohle künftig nicht mehr wirtschaftlich

Auch in ökonomischer Hinsicht ist der Ausstieg notwendig, denn die sozialen Kosten von Braunkohlestrom sind langfristig gesehen deutlich höher. Berechnet man die Folgekosten der Treibhausgase, Stickoxid-, Schwefeloxid-, Staub- sowie Quecksilberemissionen, Grundwasserabsenkungen, Fließgewässerverschmutzungen und die teilweise erzwungenen Umsiedlungen mit ein, ergibt sich ein Strompreis von 80 bis 100 € pro Megawattstunde, das ist etwa das Zwei- oder Dreifache des heutigen Börsenstrompreises von ca. 35 bis 40 €/MWh.

Nicht verkaufen sondern abwickeln

Schwedens Parteien kündigten während des Wahlkampfs an, die Braunkohle-Verstromung ihres Staatskonzerns Vattenfall in Deutschland zu stoppen. Wie genau das passieren wird, ist noch unklar. Doch die DIW-Studie macht deutlich: Es wird sich kaum ein Käufer für das riskante Braunkohlegeschäft finden lassen. Sinnvoller wäre demnach, das Vattenfall seine bestehenden Tagebaue in den kommenden 16 Jahren auskohlt und parallel damit beginnt, die Produktion von Erneuerbaren Energien in Brandenburg auszubauen. Damit würde sich das Unternehmen gemäß seiner strategischen Ziele nachhhaltiger aufstellen und gleichzeitig den Strukturwandel in jener Region vorantreiben, in der das Unternehmen in den vergangenen Jahren gut verdient hat. 

  • Braunkohle Tagebau von Vattenfall in der Lausitz. Ein Schaufelradbagger steht in einer Tagebaugrube. Warnschild von Vattenfall im Vordergrund.

    Vattenfall muss umstrukturieren

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Vattenfall's Risky Business

Vattenfall's Risky Business

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