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Protest von Greenpeace-Aktivisten am AKW Fessenheim
Bente Stachowske / Greenpeace

Uralt-AKW Fessenheim

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Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und ihr baden-württembergischer Amtskollege Franz Untersteller (Grüne) haben kürzlich per Brief und mündlich von der französischen Regierung die endgültige Abschaltung des AKW Fessenheim  gefordert. Das Atomkraftwerk nahe Freiburg ist als Pannenmeiler berüchtigt.

Seine beiden Reaktoren sind mit 38 Jahren Betriebslaufzeit die ältesten in Frankreich. Das Kraftwerk gehört darüber hinaus zu den ältesten AKW Europas. Fessenheim liegt in einer seismisch äußerst aktiven Region; eine Ausbreitungsrechnung von Greenpeace zeigt, dass nach einem Reaktorunfall dort weite Teile Deutschlands radioaktiv verseucht werden könnten.  

Die Sorge und der Protest diesseits der deutsch-französischen Grenze sind deshalb gewaltig. „Wie Sie wissen, ist die Bevölkerung im grenznahen Bereich über die Sicherheit des Atomkraftwerks sehr besorgt", schreibt Barbara Hendricks an die französische Energieministerin Ségolène Royal. Das ursprüngliche Versprechen von Staatspräsident François  Hollande, Fessenheim bis Ende 2016 endgültig abzuschalten, wollen weder er noch Royal aktuell bestätigen. Fessenheim soll stillgelegt werden sobald der Neubau des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) im nordfranzösischen Flamanville in Betrieb geht. Dessen Start verschiebt sich jedoch bis mindestens 2017.

„Stilllegung zum frühestmöglichen Zeitpunkt vorsehen“

Auch im neuen Energiewende-Gesetz, das die französische Nationalversammlung im Oktober 2014 verabschiedet hat, ist – anders als erhofft – die Stilllegung Fessenheims nicht festgeschrieben. Mit dem Gesetz will Frankreich seinen Atomstromanteil bis zum Jahr 2025 von derzeit 75 auf 50 Prozent senken. Das Land gilt als Energieverschwender; französische Haushalte verbrauchen nach Studien derzeit bis zu 25 Prozent mehr Strom als deutsche.

In ihrem Brief bat Hendricks darum, die Sorgen der Menschen zu berücksichtigen und „die Stilllegung des Kraftwerks zum frühestmöglichen Zeitpunkt vorzusehen.“ Umweltminister Untersteller kritisierte: „Ich hätte mir gewünscht, dass der französische Staatspräsident zu seinen früheren Ankündigungen steht. Ein späteres Abschalten widerspräche auch den mir persönlich gemachten Zusagen des Sonderbeauftragten für internationale Beziehungen, Jean-Louis Bianco.“

In Frankreich wird momentan in 58 Reaktoren an 19 Standorten Atomstrom produziert. Um die überalterten französischen Meiler zu ersetzen, hatte Energieministerin Royal kürzlich in der französischen Presse mehr AKW-Neubauten gefordert anstatt wie Deutschland auf Erneuerbare Energien zu setzen. Dass sämtliche AKW-Neubauprojekte weltweit in massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken und dass das Risiko eines schweren Reaktorunfalls mit radioaktivem Fallout unkalkulierbar bleibt, ignorierte sie.

Alternde Atomreaktoren: Eine neue Ära des Risikos

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