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Radfahrer mitten im Verkehr - hier in Hamburg 2013
Axel Kirchhof / Greenpeace

Schadstoffe aus Dieselautos: Bundesrat berät über Umweltplakette

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Viele Städte bauen den Radverkehr aus. Aber die Verkehrswende muss auch die Zahl schmutziger Autos reduzieren. Sonst werden ausgerechnet die Vorreiter gefährdet, zeigen Messungen.

Die Strecke: bestens vertraut. Lohnende Abkürzungen, dankbare Ampelschaltungen, gefährliche Einmündungen: alles  bekannt. Was Deutschlands wachsende Schar an Radlern oft nicht weiß: So sehr ihre Wahl des Verkehrsmittels den städtischen Verkehr entlastet, so sehr gefährden schmutzige Dieselabgase an den großen Straßen ihre Gesundheit – wie aktuelle Greenpeace-Messungen zeigen.

Gemeinsam mit Experten der Uni Heidelberg begleiten die Tester den Radfahrer in Berlin mit einem Stickoxid-Messgerät auf seinem regelmäßigen Radweg. Über die Flottwellstraße ging es am Karlsbad weiter bis zum Ufer des Landwehrkanals – also ein Mix aus größeren und kleineren Straßen. An den stärker frequentierten Straßen überschritt die durchschnittliche Stickoxid-Konzentration fast ausnahmslos den von der EU festgelegten Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Stickoxide erhöhen das Herzinfarkt- und Krebsrisiko sowie die Gefahr von Atemwegserkrankungen.

„Berlin muss Stadtbewohner und vor allem Radfahrer besser schützen“, fordert Daniel Moser, Experte für Mobilität bei Greenpeace. „Den Radverkehr auszubauen ist gut, springt aber zu kurz. Berlin muss Verkehrsminister Dobrindt klar auffordern, endlich den Weg für die blauen Plakette frei zu machen. Nur so lassen sich die schmutzigen Autos rasch aus besonders belasteten Stadtgebieten fern halten.“

Bundesrat diskutiert Umweltplakette

Die schlechte Luftqualität in deutschen Städten ist schon lange bekannt. Die Ursache dafür auch: Zwei Drittel der Stickoxid-Emissionen im Verkehrssektor stammen aus dem Auspuff von Dieselfahrzeugen. Doch der verantwortliche Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) weigert sich,  die Konsequenzen zu ziehen. Mehr noch: Dobrindt lehnt den Vorstoß von Baden-Württemberg und die Forderung der Umweltpolitiker der Länder ab, eine blaue Plakette für besonders schadstoffarme Autos einzuführen.

Diesen Freitag beschäftigt sich der Bundesrat mit der blauen Plakette. Bleibt zu hoffen, dass die Bundesländer dabei die Gesundheit der Bevölkerung schützen und nicht die Interessen der Auotlobby.

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