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Das Quecksilber gelangt aus den Kraftwerken in unsere Umwelt und dadurch in unsere Nahrung.
Juha Hansen/Greenpeace

Quecksilber: Studien belegen Gesundheitsgefährdung für Menschen

Deutschlands Energieversorgen machen noch immer tüchtig Kohle mit Kohle. Vor allem die Braunkohlemeiler laufen auf vollen Touren und stoßen dabei große Mengen hochtoxisches Quecksilber aus. In der Atmosphäre ist die Quecksilberkonzentration in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dort durchläuft es Umwandlungsprozesse und gelangt schließlich in unsere Lebensmittel. Besonders für Schwangere, Föten, Neugeborene und Kleinkinder ist das gesundheitliche Risiko hoch, wie Untersuchungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) sowie Studien der Süddänischen Universität und der Universität Tokio bestätigen. Diese Studien ergaben zudem, dass ein direkter Zusammenhang besteht zwischen dem Quecksilbergehalt im Blut der Mutter und der Entwicklung ihres ungeborenen Kindes. Die Konsequenzen können unter anderem ein verringerter Intelligenzquotient sein, schwere Nervenerkrankungen, Beeinträchtigungen im Hör- und Sehvermögen, Nierenversagen und Gedächtnisverlust. Denn bereits der Fötus ist durch das in der Plazenta angereicherte Quecksilber stark gefährdet. Besonders verheerend sind die Folgen auch für Kleinkinder und Neugeborene, die auf die Vergiftung wesentlich empfindlicher reagieren als Erwachsene.

Eine Studie auf den Färöer-Inseln, den Seychellen und in Neuseeland zeigte, dass bereits geringe Mengen Quecksilber ausreichen, um während der Schwangerschaft die Entwicklung des kindlichen Gehirns negativ zu beeinflussen. Auch in Europa zeigen sich die Folgen einer steigenden Quecksilberbelastung: Etwa jedes dritte Neugeborene, also etwa 1,8 Millionen Babies, waren 2013 bedenklichen Belastungen von über 0,58 Mikrogramm Methylquecksilber ausgesetzt, so eine Untersuchung in 17 europäischen Ländern.

Quecksilber: durchs Wasser in unsere Nahrungskette

Die größten Quecksilber-Emissionen in Deutschland stammen aus den Braunkohlerevieren im Rheinland, in der Lausitz und in Mitteldeutschland. Die dortigen Kohlekraftwerke emittieren gasförmiges Quecksilber in die Atmosphäre, von wo aus es über Niederschläge in Böden und Gewässer gelangt und sich schließlich in Pflanzen und vor allem Fischen anreichert. Über die Nahrungskette findet das Gift aus den Kohlekraftwerken schließlich in den menschlichen Körper.

Vor allem in Raubfischen wie Haien, Hechten, Schwert- und Thunfischen lassen sich hohe Quecksilberkonzentrationen messen. Je mehr Fisch wir also essen, desto höher ist das Risiko einer Überschreitung der empfohlenen Grenzwerte. Seltener Konsum, etwa einmal pro Woche, ist laut des Umweltbundesamts für Erwachsene unbedenklich. Doch vor allem Schwangere und kleine Kinder sollten weitgehend oder sogar ganz auf Fisch verzichten, rät die European Food Safety Authority.

Verminderte Intelligenz verursacht volkswirtschaftliche Einbußen

Denn die Untersuchungen beweisen, dass Quecksilberbelastung die geistige Entwicklung von Kindern verlangsamen und damit den Intelligenzquotienten mindern kann. Weil eine direkte Verbindung zwischen Intelligenz und Einkommensniveau besteht, zieht eine Verschlechterung des allgemeinen Intelligenzniveaus auch volkswirtschaftliche Einbußen nach sich. Insgesamt summierten sich diese Verluste auf acht bis neun Milliarden Euro pro Jahr, so ein Untersuchung, die in der Fachzeitschrift Environmental Health veröffentlicht wurden.

Neue Kraftwerke statt Reduzierung des Quecksilberausstoßes

Diese Gefahren durch hohe Quecksilberemissionen haben in den USA bereits zu deutlich strengeren Grenzwerten für Kohlekraftwerke geführt. Die deutsche Regierung jedoch ist hier weit weniger vorsichtig. Die Interessen der Kohleindustrie, die neue Kraftwerke plant und an einem kontinuierlich hohen Anteil an Kohlestrom verdient, blockiert bislang politische Fortschritte. Obwohl das Umweltprogramm der Vereinten Nationen Quecksilber und dessen Verbindungen schon 2013 als globale Bedrohung für Umwelt und Mensch eingestuft hat, fördert kein Land der Welt mehr besonders giftige Braunkohle als Deutschland.

Dabei ginge es leicht sauber: Schon durch die Anwendung der besten verfügbaren Kraftwerkstechniken ließe sich der deutsche Quecksilberausstoß in wenigen Jahren halbieren – das räumte selbst die Bundesregierung nach einer Anfrage der Grünen ein.

  • Braunkohlekraftwerke sind für die Hälfte des Quecksilberausstoßes in Deutschland verantwortlich.

    Kraftwerk Niederaussem im Rheinischen Braunkohlerevier

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Quecksilber: Gift fürs Gehirn

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