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Projektion auf Kühlturm des Braunkohlekraftwerks Neurath bei Köln, Juli 2005
Bernd Arnold / Greenpeace

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Auch wenn die Energieriesen gemeinsam ins gleiche Horn stoßen: Der Atomausstieg bedeutet eben nicht, dass wir zwangsläufig auf den Bau neuer Kohlekraftwerke angewiesen sind, betont Anike Peters, Klimaexpertin bei Greenpeace. Das aktuelle Greenpeace-Energiekonzept "Der Plan" zeigt: Deutschland braucht auf dem Weg zu einer vollständigen Stromversorgung mit Erneuerbaren keine neuen Kohlekraftwerke. Derzeit sind 21 neue Kraftwerke im Bau oder in Planung. Die meisten davon überflüssig, sagt Peters: Mit jeder verbrannten Tonne Kohle setzen wir Unmengen CO2 frei und heizen den Klimawandel an. Statt auf Kohle zu setzen, muss in den nächsten Jahren begonnen werden, die ältesten und klimaschädlichsten Anlagen vom Netz zu nehmen - Braunkohlekraftwerke zuerst.

Deutschland gefährdet eigene Klimaziele

Ein Ausstiegsszenario für den Klimakiller Kohle? Fehlanzeige. Ob man vergessen hat, dass Deutschland verbindliche Klimaziele erfüllen will? Bis zum Jahr 2020 soll der Treibhausgasausstoß um 40 Prozent gegenüber 1990 gesunken sein. Um dies einzuhalten, muss bis dahin die Stromerzeugung aus Kohlekraft zurückgehen. Stattdessen sollen nach dem Willen der Regierung staatliche und europäische Fördergelder ab 2013 in den Neubau der fossilen Kraftwerke fließen - eine echte Energiewende sieht anders aus.

Bundesländer mit reichen Kohlevorkommen wie zum Beispiel Brandenburg, Sachsen oder Sachsen-Anhalt unterstützen die Kohlelobby. Man kann sich ausrechnen, dass die neuen Kohlekraftwerke nicht nur als Lückenbüßer gebaut werden, sondern mindestens 30 Jahre produzieren sollen, sagt Peters. Die wenig pfiffige Lösung der Klimaindustrie: Kohlendioxid soll abgeschieden und unterirdisch gelagert werden. Ein neues Gesetz vom 8. Juli 2011 hat den Weg für die sogenannte CCS-Technik bereits geebnet - eine Kehrtwende kann nur der Bundesrat noch einleiten.

Doch überall, wo ein neues Kohlekraftwerk geplant ist, formiert sich der Widerstand - erfolgreich! Bereits siebzehn Bauprojekte konnten seit 2007 verhindert werden Jüngstes Beispiel ist das geplante Kohlekraftwerk in Krefeld. Aufgrund von Bürgerprotesten hat die Trianel - ein Zusammenschluss von Stadtwerken - das Projekt auf Eis gelegt und erwägt nun den Bau eines Gaskraftwerks. Das Signal der Bürger an ihre regionalen Energieversorger kommt an: Immer mehr Stadtwerke setzen sich klar gegen den Bau von Kohlekraftwerken ein.

Nur selten geht ein Kohlekraftwerk planmäßig ans Netz. Die Gründe sind vielfältig. Werkstoffprobleme verzögern die Inbetriebnahme der Kohlekraftwerke in Moorburg, Duisburg und Boxberg. Dort treten bereits jetzt Risse in den Schweißnähten auf. Andere Projekte stocken nach Bürgerklagen im Genehmigungsprozess.

Braunkohle besonders klimaschädlich

Deutschland ist trauriger Spitzenreiter beim Braunkohleabbau und damit schlecht für den Umstieg auf Erneuerbare aufgestellt: Die Leistung von Kohlekraftwerken lässt sich nicht flexibel regeln. Im Gegensatz zu effizienten Gaskraftwerken können sie die wetterbedingten Energieschwankungen aus Wind-, Wasser- und Solaranlagen nicht regulieren.

In den vergangenen hundert Jahren wurden für den Braunkohleabbau 135 Ortschaften ganz oder teilweise abgebaggert, 27.000 Menschen umgesiedelt - oftmals gegen ihren Willen. Der schwedische Energieriese Vattenfall plant fünf weitere Tagebaue in der Lausitz - mehr als 3000 Menschen sind betroffen.

Greenpeace fordert den Ausstieg aus dem klimaschädlichsten Energieträger Braunkohle bis 2030 und den endgültigen Kohleausstieg bis 2040. Eine Stromversorgung mit 100 Prozent erneuerbaren Energien bis 2050 ist möglich - wie es geht, steht im Plan.

  • Protsetbanner vor geplanten Steinkohlekraftwerk Moorburg, Februar 2008

    Steinkohlekraftwerk Moorburg

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Der Plan - Deutschland ist erneuerbar!

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