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Atomkraftwerk Central Nucleaire Saint Laurent in Frankreich 2001
Paul Langrock / Greenpeace

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Die Zahlen belegen: Der Stromaustausch mit Tschechien - einem Land mit erheblichem Atomkraftanteil - veränderte sich kaum. Zwar floss aus Frankreich im Jahr 2011 etwas mehr Strom nach Deutschland, allerdings in einem Umfang von nur einem Prozent der deutschen Stromerzeugung, und ohne dass die Produktion der französischen Atomkraftwerke angestiegen wäre. Der größte Teil der Importe aus Frankreich wurde in Nachbarländer wie die Schweiz weitergeleitet. Schon im Jahr 2012 lieferte Frankreich weniger Strom nach Deutschland als vor dem Atomausstieg.

Stromimporte richten sich nach dem Strompreis

Entscheidender Treiber für Importe und Exporte ist der aktuelle Preis an der Strombörse, nicht etwa ein angeblich drohender Versorgungsengpass. "Ausschlaggebend ist die Kostenoptimierung des Kraftwerkeinsatzes am europäischen Strommarkt. Die Kraftwerke mit den niedrigsten Produktionskosten kommen zuerst zum Zuge", sagt Charlotte Loreck, Autorin der Studie und Energieexpertin am Öko-Institut. "An diesem Mechanismus hat auch die Stilllegung von acht AKW nichts geändert."

Deutschland hat die Kapazitäten, den eigenen Energiebedarf zu decken und darüber hinaus Strom ins Ausland zu liefern. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) exportierte Deutschland im Jahr 2012 so viel Strom wie nie zuvor. "Der internationale Handel mit Strom ist in letzter Zeit zu Unrecht in Verruf gekommen. Denn Importe und Exporte sorgen für zusätzliche Flexibilität - ein großer Vorteil beim Ausbau der Erneuerbaren Energien", sagt Schinerl.

Traditionell hat Deutschland vor dem Atomausstieg im Winter Strom exportiert und im Sommer importiert. Importiert wurde aber nicht wegen hoher Nachfrage. Obwohl die inländische Nachfrage gerade im Winter am höchsten ist, verfügen deutsche Kraftwerke auch in diesen Monaten über ausreichende Kapazitäten. Sie exportieren sogar noch Überschüsse, zum Beispiel an Frankreich. Dort reicht im Winter die Eigenproduktion der Atomkraftwerke nicht aus, um die vielen Elektroheizungen zu betreiben. Im Sommer hingegen exportiert Frankreich seine Stromüberschüsse, um die Kraftwerke nicht herunterfahren zu müssen. Im Frühjahr und Sommer wiederum schmilzt der Schnee in den Alpen und führt zu günstiger Stromproduktion in den Wasserkraftwerken. Dieser Strom landete dann aus den Alpenländern in Deutschland.

Seit dem Jahr 2012 exportiert Deutschland sogar im Sommer Strom. Ein Grund dafür ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien und insbesondere der Photovoltaik: Deutschland lieferte im Sommer 2012 den meisten Strom in den frühen Nachmittagsstunden ins Ausland.

Ein anderer Grund des Überschusses sind die deutschen Kohlekraftwerke, die nur schwerfällig auf den kurzfristigen Energiebedarf eingestellt werden können und weiterproduzieren.Während der Anteil der Stromproduktion aus fossilen Kraftwerken insgesamt abgenommen hat, werden Kohlekraftwerke durch die mangelhafte Ausgestaltung des Emissionshandels begünstigt und verdrängen damit die flexiblen und vergleichsweise CO2-armen Gaskraftwerke. Aufgabe der Bundesregierung ist es, den maroden EU-Emissionshandel wiederzubeleben und den Preis für CO2-Zertifikate anzuheben, so dass ein Lenkungseffekt weg von der Braunkohle entsteht.

Ergänzend muss die Regierung ordnungspolitische Maßnahmen wie ein Kohleausstiegsgesetz beschließen. Greenpeace hatte dazu bereits einen eigenen Entwurf veröffentlicht. "Die fehlende Lenkungswirkung des Emissionshandels ist ein Desaster für den Klimaschutz. Während flexible Gaskraftwerke darben, versperren Braunkohlekraftwerke den Weg zu einer echten Energiewende", sagt Schinerl.

Wer sich ein aktuelles Bild machen will, findet hier Daten zum Stromimport und -export, aufgeschlüsselt nach den einzelnen Ländern.

Greenpeace Studie Atomstromimporte Januar 2013

Greenpeace Studie Atomstromimporte Januar 2013

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