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Mit Schlauchbooten protestieren Greenpeace-Aktivisten gegen Kohle-Importe aus den USA.
Bente Stachowske / Greenpeace

Greenpeace-Aktivisten protestieren im Hamburger Hafen gegen Kohle-Importe

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Nur weil man groß ist, ist man längst nicht auch großartig. Das gilt etwa für den 200 Meter langen Frachters SBI Subaru, der gestern Abend in den Hamburger Hafen einlaufen wollte. An Bord hatte er eine dreckige Fracht: 60.000 Tonnen Steinkohle aus Texas, die in Deutschland verbrannt werden sollten. Klimaschaden auf dem Seeweg nach Hamburg, sozusagen. Deshalb manövrierten drei kleine Greenpeace-Schlauchboote neben dem riesigen Pott; mutige Aktivisten sprangen vor dem Kohleterminal in die Elbe.

Der Frachter änderte seinen Kurs, weg vom vorgesehenen Landeplatz. Doch zuvor pinselten die Aktivisten ihm eine Botschaft auf den Rumpf: „No coal – no Trump“. Während die Schwimmer Banner mit der Aufschrift „Planet Earth First“ präsentierten. Denn seit der US-Präsident gestern den Ausstieg seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen bekanntgab, ist das rasche Ende der Ära fossiler Energieträger umso wichtiger – nur so wird es gelingen, den Temperaturanstieg deutlich unter der im Abkommen festgelegten 1,5-Grad-Grenze zu halten.

Deutschland muss raus aus der Kohle

„Wenn Trump sich vor der Verantwortung beim Klimaschutz drückt, müssen die anderen Staaten sich umso klarer zum Pariser Klimaabkommens bekennen“, sagt Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Energie. Und meint damit vor allem auch Deutschland: „Ohne den Ausstieg aus der Kohle zahlt Deutschlands Energiewende nicht auf den Klimaschutz ein. Wer Trump glaubhaft entgegentreten will, kommt um den Kohleausstieg nicht herum.“

Denn obwohl Deutschland in den vergangenen Jahren den Anteil sauberer Erneuerbarer Energien deutlich ausgebaut hat, verbrennt das Land weiterhin jede Menge Kohle; der Ausstoß von Treibhausgasen stagniert dementsprechend – 2016 war er mit 906 Millionen Tonnen etwa ebenso hoch wie 2009.

Dabei sind die Folgen des Klimawandels schon jetzt in vielen Regionen der Erde und für Millionen Menschen deutlich spürbar: Die Zahl von Stürmen, Hitzewellen und Überflutungen steigt, die Katastrophen werden heftiger. Und sie vertreiben immer mehr Menschen aus ihrer Heimat. Eine Greenpeace-Studie belegt, dass durchschnittlich 21,5 Millionen Menschen pro Jahr vor derartigen Desastern fliehen – mehr als doppelt so viele wie vor Krieg und Gewalt flüchten.

Trump im Abseits

Klimatrampel Trump kümmert das offenbar nicht. Er behauptet, die USA allein mit Kohle, Öl und Gas wieder groß machen zu können. Dass er sich damit gegen rund zwei Drittel der US-Amerikaner stellt, die ihr Land gern weiterhin als Klimavertragspartner gesehen hätten, interessiert ihn nicht. Das Bündnis aus jetzt schon rund 30 US-Gouverneuren und -Bürgermeistern, die sich gegen seine Entscheidung wehren wollen, ist ihm schnuppe. Das riesengroße Potenzial, das Erneuerbare Energien der Wirtschaft bieten, die Arbeitsplätze, die sie schaffen, ignoriert er. Und katapultiert sich damit ins Abseits, weg von den 195 Unterzeichner-Staaten des Pariser Abkommens. Gut, dass der formale Ausstieg tatsächlich erst 2020 in Kraft treten würde – kurz vor Ende von Trumps Amtszeit. 

Denn groß werden die USA ganz sicher nicht, indem sie die Erderwärmung vorantreiben. Und dass die Großen sowieso nicht tun und lassen können, was sie wollen, das verdeutlichten die Greenpeace-Aktivisten dem Frachter mit der US-Kohle im Hamburger Hafen. Das Schiff drehte ab. Nun muss die Weltgemeinschaft dafür Sorge tragen, dass auch Trump seinen Kurs auf Klimaschaden rasch ändert.

  • Greenpeace-Aktivisten sprangen vor dem Kohleterminal im Hamburger Hafen in die Elbe. Sie hielten Banner mit der Botschaft "Planet Earth First".

    Im Wasser gegen die Erderhitzung

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  • An den Rumpf des Kohle-Frachtschiffes SBI Subaru schreiben Greenpeace-Aktivisten: "No coal - no Trump"

    Beim Namen nennen

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  • In drei Schlauchbooten protestieren Greenpeace-Aktivisten gegen den Import von Kohle aus den USA.

    Klimaschaden an Bord

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