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Ein junger Spatz in Nahaufnahme, wikipedia, cc Lucas-Weitzendorf
cc Lucas-Weitzendorf

Der Spatz muss hungern

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Eine aktuelle Studie des holländischen Wissenschaftlers Caspar Hallmann belegt eindeutig, dass auch Vögel durch den Einsatz des bienengefährdenden Pestizids Imidacloprid geschädigt werden. Es gehört zur Gruppe der Neonicotinoide, deren Einsatz in Europa seit Dezember 2013 nur noch eingeschränkt zugelassen ist.

„Diese neue Studie muss dazu beitragen, dass das Verbot für Neonicotinoide ausgeweitet wird. Denn ein Rückgang der untersuchten Vogelpopulationen um jährlich 3,5% ist nicht von der Hand zu weisen,“ sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff.

Fehlende Nahrungsgrundlage

Die Untersuchung umfasst 15 unterschiedliche Vogelarten wie die Rauchschwalbe und unterschiedliche Sperlingsarten. Es wurden negative Auswirkungen auf die Tiere festgestellt, wenn die Belastung der untersuchten holländischen Oberflächengewässer höher als 20ng/l  lag. Solche Konzentrationen sind in der industriellen Landwirtschaft keine Seltenheit.

Das Problem ist, dass durch die Anwendung von Imidacloprid nicht nur die Schadinsekten sterben, sondern auch solche, die für die Landwirtschaft keine Bedrohung darstellen. Alle getöteten Insekten haben aber eins gemeinsam: sie stehen als Grundlage für die Ernährung der Jung- und Altvögel nicht mehr zur Verfügung. Die fehlende Nahrungsgrundlage in der industrialisierten Landwirtschaft führt letztlich zum Rückgang der Vogelpopulationen.

„Die nachgewiesenen negativen Effekte chemisch-synthetischer Pestizide häufen sich immer mehr. Weder Neonicotinoide noch andere Vernichter der Artenvielfalt dürfen in die Umwelt ausgebracht werden. Der einzige Weg raus aus diesem Teufelskreis ist der ökologische Anbau. Dort wird auf solche Stoffe komplett verzichtet,“ sagt Huxdorff.

Gefahr der Pestizide wissenschaftlich anerkannt

In letzter Zeit häufen sich die Belege der negativen Auswirkungen von Neonicotinoiden, die bis zu drei Jahren im Boden und dort weiter schädlich wirksam bleiben. Erst Ende Juni wurde eine Studie der Task Force on Systemic Pesticides veröffentlicht, die auf der Datenlage von 800 Studien die Gefährlichkeit dieser Gifte für Bienen, aber auch für Vögel, Fische und Säugetiere feststellte. Kurz zuvor richtete Präsident Barack Obama eine Taskforce ein, die sich explizit mit dem Bienensterben beschäftigen soll, um mögliche Gefahrenquellen aufzuspüren.

Greenpeace arbeitet schon seit 2013 zum Bienensterben. Obwohl es sich dabei um ein vielschichtiges Problem handelt, ist die Mitschuld von Neonicotinoiden nicht mehr von der Hand zu weisen. Die industrialisierte Landwirtschaft, mit den ausgeräumten Agrarwüsten und dem massiven Einsatz von Pestiziden jeder Art ist kein nachhaltiges Modell um die Ernährung langfristig zu sichern.

„Gegen Krankheiten und den Befall der Bienen mit der gefährlichen Varroa-Milbe können wir nichts machen, aber den Einsatz bienengefährdender Pestizide können wir umgehend einstellen um somit die Bienen und andere Tiere nicht noch zusätzlich zu schädigen,“ sagt Huxdorff.

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